Beten – der ganze Mensch
Die
Teilhabe des Körpers beim Beten des Menschen zu Gott ist unbestritten. Obgleich
nach dem zweiten vatikanischen Konzil viele äußere Formen verlorengegangen
sind, sind sie doch nicht verboten und sicherlich wert, wieder hervorgeholt zu
werden. Ähnlich verhält es sich mit Gebetswiederholungen, die in der Tradition
der Kirche immer einen hohen Wert darstellten. Besonders die Schriften der
Väter machen dies immer wieder deutlich.
Die
vielfachen Wiederholungen, die den westlichen Menschen fremd erscheinen, sind
in den Ostkirchen weiter in Gebrauch. Wir denken vielleicht zu rational wenn
wir meinen, dass wir, wenn wir Gott einmal etwas gesagt haben, es damit auch
genügen müsse. Vielleicht verstehen wir nicht das Wesen des Gebetes. „Betet ohne Unterlass“ muss etwas anderes
sein, als immer nur den Verstand walten zu lassen. „Mein Gebet“ ist auch „unser
Gebet“, nämlich das der Kirche. Wir leben und vollziehen nicht nur das
Kirchenjahr. Wir leben auch gewissermaßen im Atem des kirchlichen Lebens. Und
daran nehmen wir teil. Dazu lädt uns die Kirche, Christus, ein. Wenn wir dies
tun erhalten wir die Kirche und uns am Leben, denn wir sind Teil ihres
Organismus. Eine gewisse rhythmische Bewegung im Gebetsleben ist etwas anderes
als etwa mechanischer Monotonie. Geist, Seele und Leib sollen in Einklang gebracht
werden. Diese Gleichförmigkeit verhilft zu der konkreten Erfahrung, dass der ganze
Mensch zum Heil berufen ist.
Nicht
alleine der Verstand betet oder der Geist. Es betet der ganze Körper mit, durch
unzählige Bekreuzigungen, tiefe Verbeugungen (kleine Metanie) und sogar völligen
Niederwerfungen zur Erde (große Metanie). Auch die stehende Gebetshaltung ist ein
Ausdruck aktiven Hinwendung zu Gott. Sie ist ein großes Zeichen der Würde des
Menschen. Er steht den göttlichen Personen von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Der gläubige Mensch darf das und er sieht den Herrn. In der Ostkirche und dem östlichen Mönchtum wird dies sinnlich
vermittelt durch die Ikonen. Denn aus ihnen schaut uns Christus, die
Gottesmutter und die Heiligen an.
+++
Dieses
Gebet Ephrem des Syrers,
wird an den
Werktagen der Fastenzeit gebetet,
vom ganzen
Menschen.
„Herr und
Gebieter meines Lebens,
den Geist
des Müßiggangs, des Kleinmuts,
der
Herrschsucht und unnützer Worte
nimm von
mir.“
(Große
Metanie)
„Gib hingegen mir, Deinem Diener,
den Geist
der Besonnenheit,
der Demut,
der Geduld
und der
Liebe.“
(Große
Metanie)
„Ja, mein
Herr und mein König,
lass mich
sehen meine Fehler
und nicht
richten meinen Bruder und meine Schwester,
denn Du
bist gepriesen
von
Ewigkeit zu Ewigkeit.“
(Große
Metanie)
„Gott, sei
mir Sünder gnädig.“
(12 x mit je einer kleinen Metanie)
„Herr und
Gebieter meines Lebens,
den Geist
des Müßiggangs, des Kleinmuts,
der
Herrschsucht und unnützer Worte
nimm von
mir.“
(Große
Metanie)
Labels: Fastenzeit, Gebet-Betrachtung-Gedanke, Philokalie
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