Samstag, 17. März 2012

Beten – der ganze Mensch

Die Teilhabe des Körpers beim Beten des Menschen zu Gott ist unbestritten. Obgleich nach dem zweiten vatikanischen Konzil viele äußere Formen verlorengegangen sind, sind sie doch nicht verboten und sicherlich wert, wieder hervorgeholt zu werden. Ähnlich verhält es sich mit Gebetswiederholungen, die in der Tradition der Kirche immer einen hohen Wert darstellten. Besonders die Schriften der Väter machen dies immer wieder deutlich.

Die vielfachen Wiederholungen, die den westlichen Menschen fremd erscheinen, sind in den Ostkirchen weiter in Gebrauch. Wir denken vielleicht zu rational wenn wir meinen, dass wir, wenn wir Gott einmal etwas gesagt haben, es damit auch genügen müsse. Vielleicht verstehen wir nicht das Wesen des Gebetes. „Betet ohne Unterlass“ muss etwas anderes sein, als immer nur den Verstand walten zu lassen. „Mein Gebet“ ist auch „unser Gebet“, nämlich das der Kirche. Wir leben und vollziehen nicht nur das Kirchenjahr. Wir leben auch gewissermaßen im Atem des kirchlichen Lebens. Und daran nehmen wir teil. Dazu lädt uns die Kirche, Christus, ein. Wenn wir dies tun erhalten wir die Kirche und uns am Leben, denn wir sind Teil ihres Organismus. Eine gewisse rhythmische Bewegung im Gebetsleben ist etwas anderes als etwa mechanischer Monotonie. Geist, Seele und Leib sollen in Einklang gebracht werden. Diese Gleichförmigkeit verhilft zu der konkreten Erfahrung, dass der ganze Mensch zum Heil berufen ist.

Nicht alleine der Verstand betet oder der Geist. Es betet der ganze Körper mit, durch unzählige Bekreuzigungen, tiefe Verbeugungen (kleine Metanie) und sogar völligen Niederwerfungen zur Erde (große Metanie). Auch die stehende Gebetshaltung ist ein Ausdruck aktiven Hinwendung zu Gott. Sie ist ein großes Zeichen der Würde des Menschen. Er steht den göttlichen Personen von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Der gläubige Mensch darf das und er sieht den Herrn. In der Ostkirche  und dem östlichen Mönchtum wird dies sinnlich vermittelt durch die Ikonen. Denn aus ihnen schaut uns Christus, die Gottesmutter und die Heiligen an.

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Dieses Gebet Ephrem des Syrers,
wird an den Werktagen der Fastenzeit gebetet,
vom ganzen Menschen.

„Herr und Gebieter meines Lebens,
den Geist des Müßiggangs, des Kleinmuts,
der Herrschsucht und unnützer Worte
nimm von mir.“ 
(Große Metanie)

 „Gib hingegen mir, Deinem Diener,
den Geist der Besonnenheit,
der Demut, der Geduld
und der Liebe.“ 
(Große Metanie)

„Ja, mein Herr und mein König,
lass mich sehen meine Fehler
und nicht richten meinen Bruder und meine Schwester,
denn Du bist gepriesen
von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ 
(Große Metanie)

„Gott, sei mir Sünder gnädig.“
(12 x mit je einer kleinen Metanie)

„Herr und Gebieter meines Lebens,
den Geist des Müßiggangs, des Kleinmuts,
der Herrschsucht und unnützer Worte
nimm von mir.“ 
(Große Metanie)

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