Ja, keusch – aber nicht sofort, 1 von 3
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Damit
Gott uns heilen kann, müssen wir nach Heilung verlangen. Und wer wirklich nach
Hilfe verlangt, dem wird geholfen werden. Für den modernen Menschen ist aber oft
schon das bloße "Wollen" schwer. Wie leicht machen wir uns vor, wir
wollten etwas, ohne dass es uns wirklich ernst ist damit. Bei einem der alten
Christen können wir lesen, dass er als junger Mann ständig um Keuschheit
gebetet habe. Jahre später habe er erkannt, dass seine Lippen wohl beteten: „O
Herr, mache mich keusch“: sein Herz jedoch im Stillen hinzufügte: "Aber
bitte nicht gleich“. Das kann uns auch im Gebet um andere Tugenden so ergehen.
Es gibt aber drei Gründe, warum es uns heute so besonders schwerfällt,
vollkommene Keuschheit auch nur zu wünschen – geschweige zu erreichen.
Erstens verbünden sich
unsere auf Abwege geratene Natur, die Teufel, die uns versuchen, und die
gesamte erotische Werbung, um uns das Gefühl zu geben, die Begierden, denen wir
widerstehen, seien so "natürlich': so "gesund" und so
"vernünftig': dass es schon beinah pervers und abnorm wäre, ihnen nicht
nachzugeben. Plakate, Filme, Romane - sie alle bringen den Gedanken an sexuelle
Befriedigung in Zusammenhang mit Vorstellungen von Normalität, Gesundheit,
Jugend, Offenheit und guter Laune. Diese Verbindung aber ist eine Lüge! Wie
alle wirksamen Lügen beruht allerdings auch sie auf einer Wahrheit, der oben
anerkannten Wahrheit, dass Sexualität an sich - wenn man von allen Auswüchsen und
Übertreibungen absieht - "normal" und "gesund" ist. Die
Lüge besteht in der Behauptung, die sofortige Befriedigung jeglichen sexuellen
Verlangens sei stets gesund und normal. Das ist jedoch von jedem Standpunkt aus
Unsinn, nicht nur vom christlichen. Ein Nachgeben an all unsere Wünsche führt
offensichtlich zu Impotenz, Krankheit, Eifersucht, Lüge und Verstellung, also
dem Gegenteil von Gesundheit, guter Laune und Offenheit.
(Komma,
Nr.89-90, 2012, 120ff.)
Labels: Gebet-Betrachtung-Gedanke
2 Kommentare:
Würde mich interessieren, was es mit der Quellenangabe auf sich hat. Ich selbst komme mit
(Komma, Nr.89-90, 2012, 120ff.)
nicht weiter. Danke . . .
- besonders Seite 125. -Gruß!
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