Samstag, 10. März 2012

Inkulturation


„Dabei ist eine gewisse „Jnkulturation" bei der Missionierung von Heiden durchaus kein Problem, sondern wird von der Kirche mit Recht seit Jahrtausenden angewandt.

Dieses ,,Aufsaugen" vorheriger Kulturen und das Integrieren ihrer positiven oder neutralen Elemente in die christliche Religion wurde auch bei der Christianisierung der Germanen angewandt - und dies immerhin einigermaßen erfolgreich. Immerhin führte dieses segensreiche Wirken der Kirche zum „Heiligen römischen Reich deutscher Nation".

Gleichwohl waren die christlichen Missionare jeder Religionsvermischung abhold. Den Germanen wurde sehr wohl gepredigt, dass sie ihre „Traditionen" weitgehend aufgeben mussten: unseren Altvorderen ist in der ausgehenden Antike sehr wohl etwas "verloren" gegangen, als sie sich zu Christus bekehrten: nicht etwa nur die Donar-Eiche musste "dran glauben", sondern der heidnische Irrglaube insgesamt - von der Wotans-Furcht bis zu den Menschenopfern in den Sümpfen Germaniens war es vorbei.

Sicherlich praktizierten die - oft aus Irland kommenden - Missionare damals eine gewisse „Inkulturation, wobei sie jene Elemente des "Germanentums", die mit dem christlichen Glauben vereinbar waren, bestehen ließen bzw. "tauften"; sie respektierten z.B. den germanischen Heldenmythos (er wurde im "Heliand" verchristlicht).

Heidnische Opferstätten wurden nicht unbedingt immer mit der Bonifatius-Axt weggefegt, sondern mitunter durch christliche Wallfahrtsstätten verdrängt und so allmählich ihres heidnischen Ursprungs beraubt.

Die Christianisierung der Germanen war eben insgesamt gesehen keine Heidnisierung des Christentums, sondern eine fortschreitende Überwindung des Heidentums durch das Christentum - sicherlich zuweilen unvollkommen und auf Umwegen, doch immerhin zielklar.

Klar sollte das missionarische Ziel wirklich sein: vorsichtige Inkulturation JA, aber Synkretismus NEIN.

Wenn der Papst im Frühjahr 2012 seine geplante Reise nach Kuba und Mexiko antritt, hat er es mit zwei Ländern zu tun, in denen magische Kulte ebenfalls seit langem beheimatet sind und heute noch blühen, oft unter dem Deckmantel des Katholischen - oder auch des Sports."

Felizitas Küble, „[…], Ritual aus der Finsternis“, 
Theologisches; Nr. 01/02, 2012


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