Thomas von Olera (1563-1631)- Kapuzinerbruder
Einst wurden die Kapuziner neben ihrem Ordensnamen mit dem Namen ihres Geburtsortes bezeichnet. Thomas (mit dem Familiennamen Acerbis) kam aus Olera, einem kleinen Bergdorf im Seriana-Tal in der Gegend von Bergamo. Dort lebte der spätere Kapuzinerbruder Tommaso von Olera 17 Jahre seines Lebens als Bauernjunge in seiner Familie. Die einzige Ausbildung die er erhielt war der Unterricht bei seiner Mutter, den sie ihm abends, nach getaner Arbeit, erteilte. Thomas trat 1580 ins Kloster ein. Die sprichwörtliche Demut und die Armut der Kapuziner zogen ihn an. Im Kloster wurde das Lesen und Schreiben beigebracht.
Der
Kapuzinerorden schickte 1962 Paters Fernando von Riese in die Heimat von Bruder
Thomas. Man wollte näheres erfahren, denn bald war der 400. Geburtstag des
Bruders. Pater Fernando war sehr erstaunt, wie lebendig und begeisternd die
Erinnerung an ihn im Dorf und in der Gegend noch immer war. Damit erhielt das
Vorhaben des Ordens „Frater Tomasso“ selig sprechen zu lassen, große
Unterstützung. Pater Fernando wurde Vizepostulator und somit beauftragter für eine kanonische
Prüfung des Lebens von Bruder Thomas. Er sammelte Unterlagen, Zeugnisse und
Beweise, die Auskunft geben konnten über sein Leben, heroische Tugenden und
über Wunder, die durch Anrufungen an ihn geschehen sind. Im Jahre 1987 wurden die
„heldenhafte Tugenden“ Bruder Thomas erklärt. Und im Jahr 2000 schrieb der
Bischof von Bergamo einen Brief an den Papst und sprach seine Hoffnung aus, Fra
Tommaso möge bald in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen werden.
Bruder
Thomas suchte die Demut und versuchte es mit außergewöhnlichen praktischen
Übungen.
Er
ging allem Lob aus dem Weg und machte sich selbst verachtenswert.
Sein
äußeres Erscheinungsbild und seine Bescheidenheit in der Rede wurden Ausdruck
seiner inneren Demut.
Er
pflegte ein intensives, leidenschaftliches Gebetsleben; daraus empfing er seine
große Liebe zu den Menschen.
Er
unterwarf er sich zahlreichen Kasteiungen; er schlief wenig; er stillte niemals
vollständig seinen Hunger oder Durst; er ging immer barfuß; er disziplinierte
oder geißelte sich; er widerstand allen genussvollen Wünschen des Leibes und verbat
sich jeglichen Müßiggang.
Thomas_von_Olera_OFMCap, Innsbruck, 1563–1631 |
Die
Heiligsprechungskongregation hat nunmehr ein auf die Fürsprache des
italienisch-österreichischen Kapuziners erfolgtes Wunder anerkannt. Am 10.
Mai 2012 gab der Heilige Stuhl
bekannt, dass der Seligsprechung von Thomas von Olera nichts mehr im
Wege stehe. Ein letztes Wunder sei anerkannt. In den letzten 13 Jahres seines
Lebens wohnte, arbeitete und betete Bruder Thomas in Innsbruck. Dort starb er
am 3. Mai 1631 im Alter von 68 Jahren im Ruf der Heiligkeit. Im der dortigen
Kapuzinerkirche direkt beim Kloster ruht sein Leichnam in einer Grabnische.
Obgleich
Bruder Thomas zeitlebens Schwierigkeiten mit dem Schreiben hatte und als
ungebildet galt, war er später doch in der Lage Traktate über Mystik und Askese
zu schreiben, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden unter dem Titel „Fuoco
d'Amore"- Feuer der Liebe.
Angelo
Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII. war wie Bruder Thomas ein
Bergamasker Junge. Er kannte das „Fuoco d´amore von Fra Tommaso aus Olera“, das
bezeugt sein Privatsekretär Msgr. Loris Capovilla. Auch bezeugt Msgr.
Capovilla, dass der Johannes XXIII. Gefallen daran fand und sagte: „Der Papst
war sicher, dass es sich bei dem Verfasser um einen alten Bekannten handelte,
jenen Laienbruder, dessen Leben und Werke ihm vertraut waren, und der in
Südtirol bekannt war. Der Papst konnte von diesem Buch gar nicht genug
bekommen, es lag immer griffbereit auf seinem Tisch, zusammen mit seinen
anderen Gebets- und Meditationsbüchern. Er las mir oft lange Passagen daraus
vor, kommentierte sie, voll des Lobes für den von ihm verehrten, frommen
Verfasser. Er sagte, dass Fra Tommaso zweifellos vom Geist des Herrn geleitet
worden war, als er diese so klaren, so sehr mit der rechten Lehre im Einklang
stehenden Seiten niedergeschrieben hatte.“ Weiter schrieb Msgr. Capovilla: „In
den letzten Tagen seines Lebens, besonders, als er bettlägerig wurde (am 20.
Mai 1963), wollte Papst Johannes, dass wir (…), ihm abwechselnd aus der
Nachfolge Christi, dem Brevier und anderen frommen Schriften, aber auch lange
Passagen aus dem Fuoco d´amore vorlasen. Jedem, der zu ihm kam, berichtete er,
welche Wohltat diese Lektüre für ihn sei, angefangen bei seinem Beichtvater,
Msgr. Cavagna, ja sogar den Ärzten, den Schwestern und dem Dienstpersonal.“
Nachdem
Bruder Thomas die Ordensgelübde abgelegt hatte blieb er noch eine Zeit in
seinem ersten Kloster in Verona. Später wurde er nach Vicenza, Padua und
Rovereto gesandt. Im Jahre 1619 kam er nach Innsbruck. - Erzherzog Leopold V.
höchstpersönlich holte ihn nach Tirol. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass
der „Apostel ohne Stola“ im Ruf der Heiligkeit stand. Thomas sollte
durch dem lutherischen Einfluss Einhalt gebieten. Wo er auch war, er kümmerte
sich um die Menschen. Er besuchte Kranke und wirkte als Vermittler; er klopfte
bei Reich und Arm an die Tür, um das wahre Evangelium zu verkünden. Das Volk
erkannte, welch große Demut und Güte der einfache Kapuzinerbruder besaß. Die
Vorsteher des Volkes, die Mächtigen, erkannten seine von der Gnade eingegebene
Weisheit. Obwohl er fast keine Bildung hatte, konnte er doch Rat geben, die
Menschen ermutigen. Er verstand es sie zu korrigieren, zu führen und ihnen
Trost zu spenden. Die Quelle seiner Weisheit war der Blick, der immer auf
das Kreuz Christi gerichtet war, so, wie es der franziskanischen Tradition
entspricht.
Tommaso-statue, Olera |
Bruder
Thomas war der einflussreichste Berater des Erzherzogs und er wurde mehrfach
vom Kaiser Ferdinand II. empfangen. Auch war er geistlicher Berater der
Erzbischöfe von Trient und Salzburg. Sie unterstützte er dabei, den besten Weg
für die Umsetzung der Reformen des Konzils von Trient zu finden. All dies, ohne
jemals seine täglichen Pflichten zu vernachlässigen, nämlich den Kontakt mit
dem einfachen Tiroler Volk. Die Menschen nannten ihn bald den „Bruder von
Tirol“.
Die
in „Fuoco d´amore von Fra Tommaso“ gesammelten Traktate sind noch aus einer
anderen Hinsicht interessant. Die sieben, dem Herzen Jesu geweihten Kapitel
beispielsweise, die die Offenbarungen Jesu an die hl. Margherita Maria Alacoque
um dreißig Jahre vorwegnehmen. Offenbarungen, die in der westlichen
Spiritualität der letzten Jahrhunderte eine bedeutende Rolle spielen sollten.
Labels: Foto, Heiligenkalender, Thomas von Olera
1 Kommentare:
Ein bescheidener und wunderbarer Seliger. Ich habe ihn zum Patron meines neuen Blogs erwählt. LG :-)
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