Mittwoch, 16. Mai 2012

Thomas von Olera (1563-1631)- Kapuzinerbruder

Einst wurden die Kapuziner neben ihrem Ordensnamen mit dem Namen ihres Geburtsortes bezeichnet. Thomas (mit dem Familiennamen Acerbis) kam aus Olera, einem kleinen Bergdorf im Seriana-Tal in der Gegend von Bergamo. Dort lebte der spätere Kapuzinerbruder Tommaso von Olera 17 Jahre seines Lebens als Bauernjunge in seiner Familie. Die einzige Ausbildung die er erhielt war der Unterricht bei seiner Mutter, den sie ihm abends, nach getaner Arbeit, erteilte. Thomas trat 1580 ins Kloster ein. Die sprichwörtliche Demut und die Armut der Kapuziner zogen ihn an. Im Kloster wurde das Lesen und Schreiben beigebracht.

Der Kapuzinerorden schickte 1962 Paters Fernando von Riese in die Heimat von Bruder Thomas. Man wollte näheres erfahren, denn bald war der 400. Geburtstag des Bruders. Pater Fernando war sehr erstaunt, wie lebendig und begeisternd die Erinnerung an ihn im Dorf und in der Gegend noch immer war. Damit erhielt das Vorhaben des Ordens „Frater Tomasso“ selig sprechen zu lassen, große Unterstützung. Pater Fernando wurde Vizepostulator und  somit beauftragter für eine kanonische Prüfung des Lebens von Bruder Thomas. Er sammelte Unterlagen, Zeugnisse und Beweise, die Auskunft geben konnten über sein Leben, heroische Tugenden und über Wunder, die durch Anrufungen an ihn geschehen sind. Im Jahre 1987 wurden die „heldenhafte Tugenden“ Bruder Thomas erklärt. Und im Jahr 2000 schrieb der Bischof von Bergamo einen Brief an den Papst und sprach seine Hoffnung aus, Fra Tommaso möge bald in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen werden.

Bruder Thomas suchte die Demut und versuchte es mit außergewöhnlichen praktischen Übungen.
Er ging allem Lob aus dem Weg und machte sich selbst verachtenswert.
Sein äußeres Erscheinungsbild und seine Bescheidenheit in der Rede wurden Ausdruck seiner inneren Demut.
Er pflegte ein intensives, leidenschaftliches Gebetsleben; daraus empfing er seine große Liebe zu den Menschen.
Er unterwarf er sich zahlreichen Kasteiungen; er schlief wenig; er stillte niemals vollständig seinen Hunger oder Durst; er ging immer barfuß; er disziplinierte oder geißelte sich; er widerstand allen genussvollen Wünschen des Leibes und verbat sich jeglichen Müßiggang.

Thomas_von_Olera_OFMCap, Innsbruck,  1563–1631

Die Heiligsprechungskongregation hat nunmehr ein auf die Fürsprache des italienisch-österreichischen Kapuziners erfolgtes Wunder anerkannt. Am 10. Mai 2012  gab der Heilige Stuhl bekannt, dass der Seligsprechung von Thomas von Olera nichts mehr im Wege stehe. Ein letztes Wunder sei anerkannt. In den letzten 13 Jahres seines Lebens wohnte, arbeitete und betete Bruder Thomas in Innsbruck. Dort starb er am 3. Mai 1631 im Alter von 68 Jahren im Ruf der Heiligkeit. Im der dortigen Kapuzinerkirche direkt beim Kloster ruht sein Leichnam in einer Grabnische.
Obgleich Bruder Thomas zeitlebens Schwierigkeiten mit dem Schreiben hatte und als ungebildet galt, war er später doch in der Lage Traktate über Mystik und Askese zu schreiben, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden unter dem Titel „Fuoco d'Amore"- Feuer der Liebe.

Angelo Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII. war wie Bruder Thomas ein Bergamasker Junge. Er kannte das „Fuoco d´amore von Fra Tommaso aus Olera“, das bezeugt sein Privatsekretär Msgr. Loris Capovilla. Auch bezeugt Msgr. Capovilla, dass der Johannes XXIII. Gefallen daran fand und sagte: „Der Papst war sicher, dass es sich bei dem Verfasser um einen alten Bekannten handelte, jenen Laienbruder, dessen Leben und Werke ihm vertraut waren, und der in Südtirol bekannt war. Der Papst konnte von diesem Buch gar nicht genug bekommen, es lag immer griffbereit auf seinem Tisch, zusammen mit seinen anderen Gebets- und Meditationsbüchern. Er las mir oft lange Passagen daraus vor, kommentierte sie, voll des Lobes für den von ihm verehrten, frommen Verfasser. Er sagte, dass Fra Tommaso zweifellos vom Geist des Herrn geleitet worden war, als er diese so klaren, so sehr mit der rechten Lehre im Einklang stehenden Seiten niedergeschrieben hatte.“ Weiter schrieb Msgr. Capovilla: „In den letzten Tagen seines Lebens, besonders, als er bettlägerig wurde (am 20. Mai 1963), wollte Papst Johannes, dass wir (…), ihm abwechselnd aus der Nachfolge Christi, dem Brevier und anderen frommen Schriften, aber auch lange Passagen aus dem Fuoco d´amore vorlasen. Jedem, der zu ihm kam, berichtete er, welche Wohltat diese Lektüre für ihn sei, angefangen bei seinem Beichtvater, Msgr. Cavagna, ja sogar den Ärzten, den Schwestern und dem Dienstpersonal.“

Nachdem Bruder Thomas die Ordensgelübde abgelegt hatte blieb er noch eine Zeit in seinem ersten Kloster in Verona. Später wurde er nach Vicenza, Padua und Rovereto gesandt. Im Jahre 1619 kam er nach Innsbruck. - Erzherzog Leopold V. höchstpersönlich holte ihn nach Tirol. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass der „Apostel ohne Stola“ im Ruf der Heiligkeit stand. Thomas sollte durch dem lutherischen Einfluss Einhalt gebieten. Wo er auch war, er kümmerte sich um die Menschen. Er besuchte Kranke und wirkte als Vermittler; er klopfte bei Reich und Arm an die Tür, um das wahre Evangelium zu verkünden. Das Volk erkannte, welch große Demut und Güte der einfache Kapuzinerbruder besaß. Die Vorsteher des Volkes, die Mächtigen, erkannten seine von der Gnade eingegebene Weisheit. Obwohl er fast keine Bildung hatte, konnte er doch Rat geben, die Menschen ermutigen. Er verstand es sie zu korrigieren, zu führen und ihnen Trost zu spenden. Die Quelle seiner Weisheit war der Blick, der immer auf das Kreuz Christi gerichtet war, so, wie es der franziskanischen Tradition entspricht.

Tommaso-statue, Olera

Bruder Thomas war der einflussreichste Berater des Erzherzogs und er wurde mehrfach vom Kaiser Ferdinand II. empfangen. Auch war er geistlicher Berater der Erzbischöfe von Trient und Salzburg. Sie unterstützte er dabei, den besten Weg für die Umsetzung der Reformen des Konzils von Trient zu finden. All dies, ohne jemals seine täglichen Pflichten zu vernachlässigen, nämlich den Kontakt mit dem einfachen Tiroler Volk. Die Menschen nannten ihn bald den „Bruder von Tirol“.

Die in „Fuoco d´amore von Fra Tommaso“ gesammelten Traktate sind noch aus einer anderen Hinsicht interessant. Die sieben, dem Herzen Jesu geweihten Kapitel beispielsweise, die die Offenbarungen Jesu an die hl. Margherita Maria Alacoque um dreißig Jahre vorwegnehmen. Offenbarungen, die in der westlichen Spiritualität der letzten Jahrhunderte eine bedeutende Rolle spielen sollten.



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1 Kommentare:

Am/um 4. November 2015 um 18:06 , Blogger Scriptor flammae meinte...

Ein bescheidener und wunderbarer Seliger. Ich habe ihn zum Patron meines neuen Blogs erwählt. LG :-)

 

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