Donnerstag, 9. Februar 2012

Erster Erzählung des Pilgers, 21

Abschied

Aber nicht lange konnte ich aus den Unterweisungen meines geliebten und gottweisen Starez Nutzen ziehen; gegen Ende des Sommers starb er. Unter Tränen nahm ich Abschied von ihm, und nachdem ich ihm für seine väterlichen Lehren gedankt, bat ich mir zum gesegneten Gedenken an ihn seinen Rosenkranz aus, den er für seine Gebete gebraucht hatte. So war ich denn allein geblieben. Endlich war auch der Sommer zu Ende, und nach der Ernte stand der Gemüseacker leer. Ich hatte keine Wohnung mehr. Der Hauer entließ mich, gab mir für meine Wächterdienste zwei Rubel und schüttete mir für den Weg meinen Beutel voll Brot. Und wieder begann ich von Ort zu Ort zu pilgern; indessen wanderte ich nicht mehr wie früher von meiner Not geplagt; das Anrufen des Namens Jesu Christi erfreute mich unterwegs, und alle Menschen waren gütiger zu mir; es war so, als hätten mich alle liebgewonnen


(nach: Emmanuel Jungclaussen, Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers, 1974)

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