Montag, 6. Februar 2012

Erster Erzählung des Pilgers,18

Nicht mehr als er sagte

Einst früh am Morgen war es so, als habe mich das Gebet geweckt. Ich begann meine Morgengebete zu verrichten, aber die Zunge sprach sie nur ungeschickt aus, und mein ganzes Wünschen strebte ganz von selbst dahin, das Jesusgebet zu verrichten. Und als ich es dann zu sprechen begann, wie leicht wurde mir da, wie froh ums Herz, und es war so, als sprächen Zunge und Lippen die Worte ganz von selbst, ohne Nötigung! Den ganzen Tag über war ich voller Freude, und es war mir, als wäre mir alles andere in der Welt fremd; ich war gleichsam wie auf einer andern Erde, und mit Leichtigkeit gelang es mir, die zwölftausend Gebete bis zum frühen Abend zu verrichten. Mich kam eine große Lust an, das Gebet noch fortzusetzen; ich wagte es aber nicht, mehr zu tun, als mir der Starez befohlen hatte. So fuhr ich denn auch in den nächsten Tagen fort, den Namen Jesu Christi anzurufen, und dies geschah mit Leichtigkeit, und ich fühlte mich hingezogen zu selbigem Tun.


(nach: Emmanuel Jungclaussen, Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers, 1974)

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