Erster Erzählung des Pilgers, 20
Unablässig
Nachdem ich diese Unterweisung entgegengenommen hatte, verbrachte ich den ganzen Sommer unablässig im mündlichen Jesusgebet und war sehr ruhig. Des öfteren träumte ich davon, dass ich das Gebet verrichtete; geschah es aber am Tage, dass ich irgend jemanden traf, so erschienen mir alle ohne Ausnahme so lieb und nah, als wären sie meine Verwandten, wenn ich mich auch gar nicht mit ihnen abgab. Alle fremden Gedanken hörten ganz von selbst auf, und ich dachte an nichts anderes als an das Gebet, welchem auch mein Verstand sich zuzuwenden begann, während ich im Herzen ganz von selbst zeitweise eine Wärme und ein angenehmes Gefühl verspürte. Geschah es, dass ich zur Kirche ging, so schien mir der lange Klostergottesdienst kurz zu sein, und war nicht mehr ermüdend wie früher. Meine einsame Schutzhütte erschien mir als ein herrlicher Raum, und ich wusste nicht, wie ich Gott danken sollte, dass er mir, dem verruchten Sünder, einen Retter und Lehrmeister wie den Starez gesandt hatte.
(nach: Emmanuel Jungclaussen, Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers, 1974)
Labels: Jesusgebet, Philokalie, Väter
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