Sonntag, 18. September 2011

Über die Reinigung des Geistes, 104

Leidenschaftslosigkeit

Solange wir uns durch die praktische Philosophie angestrengt im Schweiße des Angesichts geradlinig auf Gott zubewegen und dabei die Leidenschaften des Fleisches verringern, nährt sich der Herr zusammen mit uns am Tisch seiner Gnadengaben vom täglichen Brot", welches durch die Pflege der Tugenden erwirtschaftet wird und die Herzen der Menschen stärkt.

Wenn aber durch die Leidenschaftslosigkeit von uns sein Name geheiligt wird' und er selbst in allen unseren Seelenkräften als König herrscht, nachdem er das Widerstrebende unterworfen und befriedet hat — nämlich den schlechteren unter den besseren Gedanken —, und wenn sein Wille wie im Himmel so auch bei uns geschieht, dann trinkt er zusammen mit uns in seinem Reich, welches sich in uns vollzieht, einen neuen Trank' der Weisheit des Wortes, welcher die Vernunft übersteigt und gemischt wird in Zerknirschung und Erkenntnis großer Geheimnisse.

Gelangen wir aber zur Anteilnahme am Heiligen Geist und werden wir mit der vortrefflichen Änderung gewandelt in der Erneuerung unseres Geistes, dann wird Gott als Gott mit uns wie mit Göttern zusammen sein, da er das Hinzugenommene unsterblich macht.

(Philokalie, Bd. 4,  Niketas Stethatos über die Reinigung des Geistes)

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