Freitag, 14. September 2012

Vor Gott


Nur in diesem für Ruhe und Befriedigung unfähigen Bewusstsein findet er sich endlich so vor Gott, wie er vor ihm steht, wenn er noch so vor ihm steht: in seiner Sünde. Er findet sich dort wieder, wo Gott ihn sucht, wo Gott ihn in Christus findet, der sich zur Sünde und zum Verfluchten erniedrigt hat, um die Sünder zu retten, als deren ersten der Mönch sich schließlich sieht.

Wenn man so weit vorgedrungen ist, versteht man vielleicht das Wort des heiligen Hieronymus, dass es im Gegensatz zum Priester nicht die Aufgabe des Mönchs sei, zu predigen, sondern zu weinen. Man versteht auch die Bedeutung, welche die frühe Mystik der Gabe der Tränen zugesprochen hat.

(Aus dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums, Otto Müller Verlag 1958, S.227)

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