Donnerstag, 13. September 2012

Die monastische Askese dagegen


… will um jeden Preis den gefallenen Menschen aus seiner unüberwindlichen Schlaftrunkenheit erwecken.

Sie nimmt ihm den Schlaf, obwohl er sein grundlegendes Bedürfnis zu sein scheint und es auch ist. Sie entreißt ihn der Verhaftung an das Wohlleben, in dem er die schmerzliche Berührung, die heute zwischen ihm und der Welt besteht, vergessen würde. Sie nimmt ihm die Erfüllung seiner physischen Wünsche, indem sie diese erlöschen lässt. Auf allen diesen Wegen erhält sie ihn zugleich in der Wachsamkeit und im Leiden. Aber das physische Leiden, das sie ihm auferlegt, ist nur das Signal für die Unstimmigkeit, in der er sich als Sünder befindet. Sie führt ihn endlich zu dem einzigen Bewusstsein, das nicht mehr ein Traumzustand, sondern ein wahrhaft geistesgegenwärtiges und totales Bewusstsein ist.

(Aus dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums, Otto Müller Verlag 1958, S.226f)

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