Samstag, 21. Juli 2012

Den Papst beim Beten gesehen


Der Dialog mit anderen Religionen ist sicherlich genauso wichtig wie der Dialog mit allen Völkern und Mächten. Dabei geht es nicht um das Ziel der Vermischung oder gar der Auflösung des katholischen Glaubens etwa in der Annahme von Riten und Äußerungen der anderen. Es geht immer nur um ein besseres Verstehen, warum etwas so oder so getan wird. Unser Ziel bei diesem Dialog muss das Zeugnis sein, das Bekenntnis. Ein Zeugnis, das dem Gegenüber deutlich macht, dass mein Glaube doch der wahre Glaube ist, mein Weg der richtige Weg ist. Wir haben in unserem Land diese Möglichkeit zu jeder Minute. Immer und überall könnten wir unseren Glauben bezeugen, hätten wir doch stets den Mut dazu. Oft sind es ja kleine, einfache Glaubenszeichen, mit denen wir ohne große Mühen Zeugnis geben könnten für unseren Glauben und damit bereits auch dabei sind zu missionieren: ich glaube, mein Glaube ist mir das Wichtigste, dafür lege ich Zeugnis ab.


Zum Dialog mit dem Islam schreibt der Präsidenten des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, in der Zeitschrift 30Tage:

 Erst kürzlich sagte ein Professor der Universität Tunis zu seinen Studenten: „Lasst bloß nicht eure Füllfederhalter fallen, sonst könnte es nämlich sein, dass ihr auf einmal ein Messer in der Hand haltet!“ Ein kluger Rat. Je prekärer die Situation ist, desto notwendiger ist der Dialog, weil es keine Alternative gibt. Gewiss, wir Christen sind darauf bedacht, an den Schulen, Universitäten und in den Krankenhäusern, die wir in Ländern mit muslimischer Mehrheit unterhalten, die Liebe zu allen zu verkünden – eine Liebe, die bedingungslos ist, keine Unterschiede macht, und unsere muslimischen Freunde schätzen das sehr.

Bei meiner Arbeit in diesem Päpstlichen Rat kann ich Tag für Tag eine neue Dimension entdecken, der man manchmal keine Bedeutung beimisst: unsere muslimischen Freunde respektieren Menschen, die beten. Eine gut vorbereitete und gut gefeierte Liturgie oder Eucharistie stellt ein wertvolles christliches Zeugnis dar. Ich werde nie vergessen, was mir einmal – ich arbeitete damals im Staatssekretariat – ein Botschafter muslimischer Religion gesagt hat, als er seinen Abschied nahm: „Nach drei Jahren Mission beim Heiligen Stuhl kann ich sagen, dass das, was mich am meisten beeindruckt hat, nicht eure Nahost-Politik oder das Prestige der Papst-Diplomatie war, sondern der Umstand, den Papst beim Beten gesehen zu haben

(Aus: 30Tage, Nr. 5 - 2012)

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