Den Papst beim Beten gesehen
Der
Dialog mit anderen Religionen ist sicherlich genauso wichtig wie der Dialog mit
allen Völkern und Mächten. Dabei geht es nicht um das Ziel der Vermischung oder
gar der Auflösung des katholischen Glaubens etwa in der Annahme von Riten und
Äußerungen der anderen. Es geht immer nur um ein besseres Verstehen, warum
etwas so oder so getan wird. Unser Ziel bei diesem Dialog muss das Zeugnis sein,
das Bekenntnis. Ein Zeugnis, das dem Gegenüber deutlich macht, dass mein Glaube
doch der wahre Glaube ist, mein Weg der richtige Weg ist. Wir haben in unserem Land
diese Möglichkeit zu jeder Minute. Immer und überall könnten wir unseren
Glauben bezeugen, hätten wir doch stets den Mut dazu. Oft sind es ja kleine,
einfache Glaubenszeichen, mit denen wir ohne große Mühen Zeugnis geben könnten für
unseren Glauben und damit bereits auch dabei sind zu missionieren: ich glaube,
mein Glaube ist mir das Wichtigste, dafür lege ich Zeugnis ab.
Zum
Dialog mit dem Islam schreibt der Präsidenten des Päpstlichen Rates für den
Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, in der Zeitschrift 30Tage:
Erst kürzlich sagte ein Professor der
Universität Tunis zu seinen Studenten: „Lasst bloß nicht eure Füllfederhalter
fallen, sonst könnte es nämlich sein, dass ihr auf einmal ein Messer in der
Hand haltet!“ Ein kluger Rat. Je prekärer die Situation ist, desto notwendiger
ist der Dialog, weil es keine Alternative gibt. Gewiss, wir Christen sind
darauf bedacht, an den Schulen, Universitäten und in den Krankenhäusern, die
wir in Ländern mit muslimischer Mehrheit unterhalten, die Liebe zu allen zu
verkünden – eine Liebe, die bedingungslos ist, keine Unterschiede macht, und
unsere muslimischen Freunde schätzen das sehr.
Bei
meiner Arbeit in diesem Päpstlichen Rat kann ich Tag für Tag eine neue
Dimension entdecken, der man manchmal keine Bedeutung beimisst: unsere
muslimischen Freunde respektieren Menschen, die beten. Eine gut
vorbereitete und gut gefeierte Liturgie oder Eucharistie stellt ein
wertvolles christliches Zeugnis dar. Ich werde nie vergessen, was mir
einmal – ich arbeitete damals im Staatssekretariat – ein Botschafter
muslimischer Religion gesagt hat, als er seinen Abschied nahm: „Nach drei
Jahren Mission beim Heiligen Stuhl kann ich sagen, dass das, was mich am meisten beeindruckt hat,
nicht eure Nahost-Politik oder das Prestige der Papst-Diplomatie war, sondern
der Umstand, den Papst beim Beten
gesehen zu haben
(Aus:
30Tage, Nr. 5 - 2012)
Labels: Foto, Gebet-Betrachtung-Gedanke, Kirche, Papst
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