Samstag, 14. Juli 2012

Vor der Sonntagsmesse


Häufige Beichte

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als in unseren Kirchen die Beichtstühle belagert waren, jedenfalls so gut besucht, dass man am Beichtstuhl „anstehen“ musste. Es war selbstverständlich vor dem Empfang der Kommunion zur Heiligen Beichte zu gehen. Besonders zu den Frühmessen am Sonntag wurde viel gebeichtet. Zu klagen, dieses Glaubenszeugnis gäbe es nicht mehr, nützt nichts. Die „Sündenlehre“ der Kirche hat sich nach 1965 stark geändert.

Heute fand ich einen Text von Rhabanus Maurus (776-856), einem Mainzer Bischof. Er geht darauf ein, was uns heute oft gesagt wird: „wenn du zur Messe gehst, dann gehe auch zur Kommunion“.

„Manche sagen, man soll, wenn keine Sünde hindernd dazwischentritt, täglich die Eucharistie empfangen. Auf Geheiß unseres Herrn bitten wir nämlich täglich um die Gabe dieses Brotes, wenn wir sprechen: "Unser tägliches Brot gib uns heute" (Mt 6). Dieses heißen sie freilich nur dann gut, wenn man das Sakrament mit Gewissenhaftigkeit, Andacht und Demut empfängt und von diesem Tun stolze Anmaßung und stolzes Pochen auf die eigene Gerechtigkeit fernhält.

Wenn aber die Gründe der Schuld von solcher Art sind, dass sie den Menschen gewissermaßen wie einen Toten vom Altar ausschließen, muss er zuerst Buße tun und dann erst das heilsspendende Sakrament empfangen. "Denn wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich das Gericht" (1 Kor 11). Darin nämlich besteht der unwürdige Empfang, dass man zu einem Zeitpunkt das Sakrament empfängt, in dem man vom Tisch des Herrn ausgeschlossen sein soll. Damit soll verhütet werden, dass man sich, wenn man während der Entfremdung (durch die Sünde) am Kommunionempfang gehindert ist, (durch unwürdigen Kommunionempfang endgültig) vom Leib des Herrn getrennt wird.

Es ist offenkundig, dass diejenigen, die seinen Leib berühren, leben. Daher ist zu befürchten, dass sich jemand, wenn er sich vom Leib Christi trennt, vom Heil ausschließt, wo doch Christus selbst sagt: "Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr keinen Anteil an mir und kein Leben in euch" (Jo 6). Wer endlich aufgehört hat zu sündigen, soll nicht aufhören, die Kommunion zu empfangen.“


Aus dem Brief an die Freunde und Wohltäter von Bellaigue (Juni 2012)
(Rhab. Maurus: Von der Bildung der Geistlichen)

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