Freude am Menschsein - 1
Mein
Herr und mein Gott!
Sei
gelobt und gepriesen,
denn
große Freude wird dem Menschen,
weil
er sich im Sein erkennt
und
nicht des Seines beraubt.
Ja,
wir dürfen uns freuen,
denn
unsere fünf Sinne
versichern
uns, dass wir im Sein sind.
Wir
haben Augen, die sehen,
Ohren,
die hören,
eine
Nase, die Gerüche wahrnimmt,
einen
Mund, der sich des Geschmackes freut
und
eine Haut, die fühlt.
O
wahres Licht, Glanz der Gerechtfertigten!
Wenn
die Menschen mit Freude und Gefallen
die
belaubten Bäume voller Blüten und Früchte betrachten,
wenn
ihr Blick über Ufer und Wiesen und Wälder schweift:
wie
viel größer muss dann erst die Freude sein,
wenn
sie erkennen, dass sie im Sein sind.
Denn
wie sehr muss,
wen
schon äußere Schönheit erfreut,
die
Schönheit
im
Innern beglücken.
Und
du, Herr, der du mir
schon
so viel Freude ins Herz gelegt hast:
lass
sie meinen ganzen Leib durchströmen!
Lass
mein Angesicht, den Mund, die Augen,
meine
Hände, alle meine Glieder freudeerfüllt sein.
(Ramon
Llull, Die Kunst sich in Gott zu verlieben, Herder 1985, Textübertragung Erika
Lorenz, 70)
Labels: Ramon Llull
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