Johannes von Avila - geistliche Führung
In einer Zeit, in
der es auch manche krankhaft-exaltierte Formen der Religiosität gab, findet
sich bei ihm keinerlei Spur von übertriebener Sentimentalität oder weltfremder
Abgehobenheit - es sind übrigens auch vier praktische Erfindungen von ihm
patentiert worden. Er war kein Freund von Personen, die leicht an
Privatoffenbarungen glaubten. Eine angeblich visionäre Nonne in Cordoba,
Magdalena vom Kreuz, die sogar beim kaiserlichen Hof großes Ansehen genoss, hat
er immer deutlich gemieden; der hl. Theresa nannte er eindeutige und nüchterne
Kriterien. Außerordentliche mystische Gnaden wie Visionen und Prophezeiungen seien
nicht das Ergebnis besonderer Verdienste, machten nicht heiliger, gehörten auch
keineswegs immer zu den größten Heiligen.
Noch im letzten
Brief seines Lebens warnte er vor der Gefahr des Illuminismus. In Bezug auf
geistliche Tröstungen hatte er ein ausgeglichenes Urteil zwischen einer
ungeordneten Abhängigkeit und einer zu rigoristischen Ablehnung. Sehr
ausführlich erläutert er die Unterscheidungsregeln und warnt vor den Gefahren des
versteckten Hochmuts und selbstherrlichen Urteils. Eindringlich verweist auf
die Bedeutung der geistlichen Leitung.
(Nach
Johannes Stöhr, Theologisches 11,12/2011)
Labels: Johannes von Avila, Kirchenlehrer
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