Samstag, 15. September 2012

Das Missale Romanum


... hat ein Gebet „pro petitione lacrimarum“ bewahrt.
Und um die Lehre der Überlieferung, die wir zusammenfassen wollen, darzustellen, können wir nichts Besseres tun, als es zu wiederholen:

Omnipotens et mitissime Deus, qui sitienti populo fontem viventis aquae de petra produxisti: educ de cordis nostril duritia lacrimas compunctionis; ut peccata nostra plangere valeamus, remissionemque eorum, te miserante mereamur accipere.

“Allmächtiger und mildester Gott, Du ließest dem dürstenden Volke den Quell lebendigen Wassers aus dem Felsen entspringen; entlocke unserem steinharten Herzen die Tränen der Zerknirschung: lass uns unsere Sünden beweinen
und so durch Dein Erbarmen Verzeihung für sie erlangen."

Der allmächtige Gott, der zugleich voll der Süßigkeit ist, ließ die Quelle des lebendigen Wassers für das ausgedürstete Volk hervorsprudeln. Die mit den Gütern der Welt gesättigt sind, können von ihr nicht trinken. Sie bietet sich nur denen dar, deren steinernes Herz durch die göttliche Zuchtrute erweicht worden ist. Ohne die Tränen der Zerknirschung kann das fleischerne Herz, das Gott von uns erwartet, in uns nicht geschaffen werden. Wer aber über seine Sünden Tränen vergießt, dem schenkt Gott Verzeihung; denn solche Tränen zu vergießen ist bereits die erste Gabe.

(Aus dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums, Otto Müller Verlag 1958, S.227f)

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