Montag, 25. Juni 2012

Evagrius Pontikos – aus seinen Briefen, 5


(1) Brief an Melania -4-

Sei also langmütig, wenn du rufst und man säumt, (dir) zu antworten. Auch dies nämlich ist ein Teil der Versuchungen. Es steht ja geschrieben: „Ich rief meinen Knecht, und er gehorchte nicht.” Und wenn ferner einer deiner Bekannten dich geringschätzt, dann wundere dich nicht. Auch die Freunde Hiobs waren nämlich unbarmherzig ihm gegenüber. Dies alles aber bewerkstelligt der Böse, weil er den Sinn, mit dem wir zu Gott als dem Schöpfer aufblicken und mit dem wir Gott ein reines Gebet* darbringen, verwirren will.

* Rein ist das Gebet, wenn es frei ist von allen sinnlichen Bildern und Gedanken, natürlich vor allem solchen der Leidenschaften, wie etwa des Zornes. Nichts trübt den Intellekt so sehr und zerstört das Gebet wie der Zorn, vgl. Pr 23; 42; Or 21; 22. S. o. S. 137 f.

(aus: Evagrios Pontikos, Briefe aus der Wüste, 64 Briefe des großen Kirchenvaters mit wissenschaftlicher Einführung, Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Gabriel Bunge, Paulinus-Verlag Trier 1986)

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