Evagrius Pontikos – aus seinen Briefen, 5
(1) Brief an Melania -4-
Sei also langmütig, wenn du rufst und man säumt, (dir) zu antworten. Auch
dies nämlich ist ein Teil der Versuchungen. Es steht ja geschrieben: „Ich rief
meinen Knecht, und er gehorchte nicht.” Und wenn ferner einer deiner Bekannten
dich geringschätzt, dann wundere dich nicht. Auch die Freunde Hiobs waren
nämlich unbarmherzig ihm gegenüber. Dies alles aber bewerkstelligt der Böse,
weil er den Sinn, mit dem wir zu Gott als dem Schöpfer aufblicken und mit dem
wir Gott ein reines Gebet* darbringen, verwirren will.
* Rein ist das Gebet, wenn es frei ist von allen sinnlichen
Bildern und Gedanken, natürlich vor allem solchen der Leidenschaften, wie etwa
des Zornes. Nichts trübt den Intellekt so sehr und zerstört das Gebet wie der
Zorn, vgl. Pr 23; 42; Or 21; 22. S. o. S. 137 f.
(aus: Evagrios Pontikos, Briefe aus der Wüste, 64 Briefe des großen
Kirchenvaters mit wissenschaftlicher Einführung, Eingeleitet, übersetzt und
kommentiert von Gabriel Bunge, Paulinus-Verlag Trier 1986)
Labels: Evagrios Pontikos
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite