Evagrius Pontikos – aus seinen Briefen, 2
(1) Brief an Melania -1-
Gleichwie das Sprichwort sagt: „Wer von einer Viper gebissen ward, erduldet
wenig Pein, wenn er es einem anderen erzählt, der ebenfalls von einer Viper
gebissen ward”*, tröste also auch ich mich selbst in meinen vielen Wunden,
indem ich dir, die du oft verwundet worden bist, erzähle, daß die gegen uns
(gerichteten) Ränke der Dämonen zahlreich und vielfältig sind, weil wir uns
mühen, die „Erkenntnis Christi” zu erwerben**.
* Zum Adressaten vgl. o. S. 187 f. — Evagrios zitiert
wohl eine zeitgenössische Redensart. Mal cog XIII erscheint die Viper
als Symbol der Traurigkeit, von der auch Hiob versucht worden ist.
Die Schlange ist sonst allgemein Symbol des Bösen. Daß man seine Wunden nicht
verbergen soll, lehren auch die Wüstenväter, vgl. das Apophthegma NAU 592/50
(REGNAULT, Sentences III, S. 126), mit dem Hinweis auf das Verhalten der
Schlangen.
** Phil 3, 8. Mit Erkenntnis
Christi bezeichnet Evagrios die Heilsökonomie Gottes, die sich ja in
Christus vollendet hat, vgl. Ep fid 12 ff., s. auch o. Kap. B, Anm. 174.
Die Dämonen suchen sie zu verhindern, um uns des Heiles zu berauben, so ganz
deutlich in Ps 67, 24 [P 24].
(aus: Evagrios Pontikos, Briefe aus der Wüste, 64 Briefe des großen
Kirchenvaters mit wissenschaftlicher Einführung, Eingeleitet, übersetzt und
kommentiert von Gabriel Bunge, Paulinus-Verlag Trier 1986)
Melania die Ältere (Quelle: scienzz.de, art2747) |
Labels: Evagrios Pontikos, Foto
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