Freitag, 22. Juni 2012

Evagrius Pontikos – aus seinen Briefen, 2


(1) Brief an Melania -1-

Gleichwie das Sprichwort sagt: „Wer von einer Viper gebissen ward, erduldet wenig Pein, wenn er es einem anderen erzählt, der ebenfalls von einer Viper gebissen ward”*, tröste also auch ich mich selbst in meinen vielen Wunden, indem ich dir, die du oft verwundet worden bist, erzähle, daß die gegen uns (gerichteten) Ränke der Dämonen zahlreich und vielfältig sind, weil wir uns mühen, die „Erkenntnis Christi” zu erwerben**.

* Zum Adressaten vgl. o. S. 187 f. — Evagrios zitiert wohl eine zeitgenössische Redensart. Mal cog XIII erscheint die Viper als Symbol der Traurigkeit, von der auch Hiob versucht worden ist. Die Schlange ist sonst allgemein Symbol des Bösen. Daß man seine Wunden nicht verbergen soll, lehren auch die Wüstenväter, vgl. das Apophthegma NAU 592/50 (REGNAULT, Sentences III, S. 126), mit dem Hinweis auf das Verhalten der Schlangen.
** Phil 3, 8. Mit Erkenntnis Christi bezeichnet Evagrios die Heilsökonomie Gottes, die sich ja in Christus vollendet hat, vgl. Ep fid 12 ff., s. auch o. Kap. B, Anm. 174. Die Dämonen suchen sie zu verhindern, um uns des Heiles zu berauben, so ganz deutlich in Ps 67, 24 [P 24].

(aus: Evagrios Pontikos, Briefe aus der Wüste, 64 Briefe des großen Kirchenvaters mit wissenschaftlicher Einführung, Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Gabriel Bunge, Paulinus-Verlag Trier 1986)

Melania die Ältere (Quelle: scienzz.de, art2747)

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