Donnerstag, 28. Juli 2011

Über die Reinigung des Geistes, 52

Verlangen zu Gott

Hat sich die Furcht zunächst mit der Seele vereint, lässt sie diese durch die Umkehr mit dem Wort des Gerichtes schwanger werden. Sogleich umzingeln die Seele die Wehen der Strafen der Unterwelt, Seufzer und Mühen verzehren sie unter Bedrängnis des Herzens, während sie die künftige Vergeltung ihrer Untaten bedenkt. Nachdem sie dann durch viele Tränen und Mühen im Schoß des Denkens den empfangenen Geist der Rettung herangebildet hat, gebiert sie ihn auf die Erde ihres Herzens. Und nachdem sie von den Wehen der Unterwelt befreit wurde und von den Seufzern des Gerichtes losgekommen ist, nehmen sie die Sehnsucht und Freude der künftigen Güter in Empfang, und es kommt ihr die teure Reinheit im Verein mit Besonnenheit entgegen und vereint sie durch das Verlangen mit Gott.

Wurde die Seele aber mit ihm vereint, empfindet sie unsagbare Lust, so dass sie daher mit Wonne und Süßigkeit die Tränen der Zerknirschung strömen lässt, von der Sinneswahrnehmung der ganzen Welt gelöst wird und, als sei sie außer sich geraten, hinter dem Bräutigam hereilt und mit unaussprechlicher Stimme ruft: "Hinter dir her will ich laufen im Duft deines Salböls. Tu mir kund, du, den mein Inneres liebgewann, wo weidest du? Wo lagerst du? Im Süden der reinen Beschauung? Damit ich nicht umherirren muss unter den Herden der Gerechten. Bei dir gibt es Erleuchtungen großer Geheimnisse."

Nachdem sie der Bräutigam in das Gemach seiner verborgenen Geheimnisse geführt hat, lässt er sie schließlich mit Weisheit zur Beschauung der Wesenszüge der Schöpfung gelangen.

(Philokalie, Bd. 4,  Niketas Stethatos über die Reinigung des Geistes)

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