Donnerstag, 9. Juni 2011

Pater Anizet Koplinski, Kapuziner, 3

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Dichtkunst im Dienste der christlichen Nächstenliebe  
Pater Anizet war dichterisch begabt und auch ein Meister der lateinischen Sprache. Er verfasste viele Gedichte in Latein, die er auch zu Ehren hochgestellter Persönlichkeiten vortrug. Er wurde immer populärer in Warschau. Es gab keine Feierlichkeit von größerer Bedeutung, zu der der Kapuziner in der rauen Kutte und den Sandalen an den Füßen nicht eingeladen worden wäre. Bei solchen Gelegenheiten trug er die lateinischen Gedichte vor und bat zugleich um eine Gabe für seine Armen. Bisweilen füllte er auch die Taschen seines Ordensgewandes oder Mantels mit den Resten des Festbüfetts und brachte sie den Bedürftigen.
Die Straßenbahnschaffner und Taxifahrer kannten ihn bestens. Nicht selten hielten sie ihre Fahrzeuge an, um den bekannten Bettelbruder einsteigen zu lassen. Von ihm ging ein Geist innerer Freude aus. Die Menschen hatten großes Vertrauen zu ihm, weil sie seine Güte und Solidarität mit den einfachen und armen Menschen spürten. Pater Anizet verleiblichte eine Menschlichkeit, die für Arm und Reich, Hoch und Niedrig anziehend wirkte und die Herzen der Menschen für Gott öffnete. Die Beinamen, die ihm die Bevölkerung gab, "Vater der Armen" und der "Bettler von Warschau“,  lassen die soziale Dimension seines Wirkens erkennen und offenbaren zugleich auch die von der christlichen Nächstenliebe geprägte Persönlichkeit.

Ein charismatischer Beichtvater und Begleiter von Sterbenden
War Pater Anizet nicht für die Armen unterwegs, dann saß er im Beichtstuhl in der Kirche der Kapuziner in Warschau. Täglich hörte er mehrere Stunden Beichte. Er tat dies noch weitaus lieber als predigen. Im Beichtstuhl gab er kurze, treffsichere Weisungen; den Priestern in lateinischer Sprache.
Vor seinem Beichtstuhl standen der Offizier neben dem Bauern, die elegante Dame neben der ärmlich gekleideten Witwe. Der Kapuziner behandelte sie alle gleich. Zu seinen Beichtkindern zählten auch die Apostolischen Nuntien Achille Ratti (der spätere Papst Pius XI.), Lorenzo Lauri, Francesco Marmaggi und Filippo Cortesi, sowie die Bischöfe von Warschau, unter anderem Kardinal Alexander Kakowski. Als Buße empfahl er meistens ein Almosen für die Armen. So durfte Kardinal Kakowski zur Winterzeit einmal einen Karren Kohlen stiften.
Erfuhr Pater Anizet, dass jemand im Sterben lag, so begab er sich zu ihm, um zu trösten und womöglich die Sakramente zu spenden. Er wurde an das Bett vieler Sterbender gerufen, auch zu solchen, die bis zuletzt noch den Empfang der Beichte verweigerten. Es gelang ihm, viele zur Umkehr und zur Versöhnung mit Gott zu führen. 

Achille Ratti als junger Priester
*31.05.1857




Papst Pius XI. vom 6. Februar 1922 - 10. Februar 1939


(wird fortgesetzt)

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