Mittwoch, 8. Juni 2011

Pater Anizet Koplinski, Kapuziner, 2

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Seelsorger unter den polnischen Arbeitern des Ruhrgebietes
Weitere Stationen seines Wirkens waren die Kapuzinerklöster in Werne (1904 - 1911), Clemenswerth (1911 - 1912), Oberhausern-Sterkrade (1912 – 1913) und Krefeld (1913 -1918).
Pater Anizet hatte in seiner preußischen Heimat etwas Polnisch gelernt, das er Laufe der Jahre durch Selbststudium verbesserte. Von den genannten Klöstern aus wirkte er als Seelsorger unter den polnischen Arbeitern des ganzen Ruhrgebietes. Seine Herkunft aus einer Arbeiterfamilie kam ihm dabei zugute. Er verstand die Bergleute und sie verstanden ihn. Die Sorge um die polnischen Arbeiter minderte nicht seine Liebe zum deutschen Vaterland. Er schätzte die deutsche Kultur und verfasste zu Beginn des Ersten Weltkrieges selbst patriotische Gedichte, die auf manche in der heutigen Zeit peinlich wirken können.
Die Sternstunde seines Lebens schlug, als 1918 die Ordensoberen an ihn die Bitte richteten, in Polen mitzuhelfen bei der Reorganisation des kirchlichen Lebens und des Kapuzinerordens in Warschau. Nach über hundert Jahren der Fremdherrschaft unter den Zaren von Russland sollte Polen als freies, unabhängiges Land neu erstehen.

"Vater der Armen" von Warschau
Die letzten Gründe für den Ortswechsel von Deutschland nach Polen sind jedoch nicht ganz klar. War für ihn die polnische Abstammung ausschlaggebend, oder war er nur nach Warschau gegangen, um die polnische Sprache noch besser zu lernen, um so wirksamer seine Aufgabe unter den polnischen Arbeitern im Ruhrgebiet erfüllen zu können? Das Jahr 1918 wurde auf jeden Fall entscheidend für das weitere Leben und Wirken von Pater Anizet. Er blieb von da an für immer in Polen.
Mit Eifer ging er an die neue Aufgabe. Die meiste Zeit widmete er den Armen, Arbeitslosen und Notleidenden. Für sie setzte er all seine Kräfte und Fähigkeiten ein. Vor allem im Warschauer Stadtviertel Annapol, am rechten Ufer der Weichsel gelegen, ist er von nun an täglich zu sehen. Hier hatten die Kapuziner eine Armenküche eingerichtet, die täglich bis zu 8000 Essen austeilen konnte.
Pater Anizet sorgte als Almosensammler für die notwendigen Lebensmittel und weitgehend auch für die nötigen Gelder. Er hatte ein spezielles System für das Almosensammeln entwickelt: So gelang es ihm, eine beachtliche Zahl von Wohltätern zu finden, die ihm regelmäßig, jede Woche oder jeden Monat, eine feste Summe für die Armen gaben. Außer dem Geld sammelte er Lebensmittel, die er in großen Taschen durch die Straßen von Warschau schleppte: Mehl, Grieß, Fett, Zucker, Wurst, Brot.
Er suchte bei seinen Betteltouren die normal begüterten und auch die wohlhabenden Menschen der Stadt auf. Er klopfte auch an die Türen der sogenannten "großen Welt". Vielen Arbeitslosen konnte er Arbeit vermitteln. Wer in Not war, konnte mit seiner Hilfe rechnen. Bisweilen war er die Zielscheibe von Verspottungen und Demütigungen. Doch für seine Armen ertrug er all dies mit großer Ruhe, zum Erstaunen seiner näheren Umgebung. 

(wird fortgesetzt)

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