Sonntag, 5. Juni 2011

Über die Reinigung des Geistes, 7

Ver-rückt.

Jene, welche im seelischen Zustand leben und darum "seelisch" genannt werden, sind gleichsam halbverrückt und sozusagen schlaff in den Gliedern.

Denn sie sind nicht gewillt, sich jemals für die Tugend und das Gebot Gottes anzustrengen, und die tadelnswerten Handlungen fliehen sie um der Ehre der Menschen willen. Doch von der Selbstsucht, der Amme der verderblichen Leidenschaften, werden sie festgehalten, und darum streben sie um der Gesundheit und um des Genusses des Fleisches willen nach jeglicher Pflege. Jede Bedrängnis, alle Anstrengung und jedwede Mühsal um der Tugend willen schütteln sie von sich ab, indem sie ihren Feind, den Leib, mehr hegen, als es sich schickt. Indem sie ihr Leben und ihren Wandel so gestalten, werden sie in ihrem Geist irdisch, da dieser durch die Leidenschaften empfindungslos wurde, und sind nicht aufnahmefähig für die geistigen und göttlichen Dinge, durch welche die Seele der Materie entrissen wird und gänzlich auf den geistigen Himmel ausgerichtet wandelt.


Philokalie, Bd. 4,  Niketas Stethatos über die Reinigung des Geistes)

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