Samstag, 22. Januar 2011

Der Geist des hl. Offiziums in der alten Form (5)


Im Alten Bund

Der Ursprung des Stundengebetes ist in der Offenbarung des Alten Testamentes zu finden. Seine ersten Bücher sind mehr als bloße Geschichtsbücher Israels. Sie geben vielmehr davon Kunde, wie Gott in Israel eine Ordnung des Betens und Lebens aufgerichtet hat („Tora“). Sie sollte weithin in die Heidenwelt hinein leuchten und zugleich ein Vorausbild des wahren Kultes Christi und der Kirche darstellen. Dabei bilden die teilweise minutiösen Bestimmungen zum Kult keinen Fremdkörper in den erzählenden Teilen, sondern deren innerste Mitte. Denn inmitten des Volkes Gottes wohnt der Herr, ihr Gott: „Sie sollen erkennen, dass ich der Herr, ihr Gott bin, der sie aus Ägypten herausgeführt hat, um in ihrer Mitte zu wohnen“ (Ex 29,46). Um die Augen für die Gegenwart Gottes zu öffnen, die Herzen zu ihm zu erheben und sein Gedächtnis wachzuhalten, wandert das Offenbarungszelt, der Altar und das Priestertum Aarons mit Israel durch die Wüste. Einst wird es im Jerusalemer Tempel seinen festen Ort finden. Dieser ist selbst wieder das Vorbild für den Leib Christi, den er am Kreuz dahingegeben hat.

Vor diesem Offenbarungszelt nun werden täglich auf dem Altar am Morgen und zur Abenddämmerung ein Lamm und vegetale Opfer dargebracht, Feinmehl mit Olivenöl und Wein; dabei werden Duftstoffe verbrannt und abends Lampen vorbereitet und entzündet (vgl. Ex 29,38-42; Num 28,3-8; Ex 30,7f.; 1 Chr 23,30f.; zum Abendopfer vgl. Ps 140,1f. und Dan 9,20f.). „Tagtäglich und ständig“ (Ex 29,38) sollen diese Ganzopfer (holocausta) von den Priestern und Leviten dargebracht werden. Doch das Opfer geschieht nicht stumm, sondern unter Gebeten; die Gläubigen unterwerfen sich nicht blind den dunklen Wegen Gottes. Ganz im Gegenteil, erst beim Opfer gehen ihnen die Augen auf, denn das Offenbarungszelt ist ja der Ort der Erkenntnis, der Pläne Gottes. Eindrucksvoll hält der Psalmvers diesen Moment fest, bei dem der Beter aus aller Verwirrung über den Erfolg der Gottlosen auftaucht in der Klarheit und Wahrheit Gottes: „[…] bis ich eintrete in das Heiligtum Gottes, und Einsicht gewinne in das letzte Schicksal jener. – […] donec intrem in sanctuarium Dei, et intelligam in novissimis eorum.“ (Ps 72,17).
(5. Wollbold, a.a.O.)

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