Mittwoch, 19. Januar 2011

Der Geist des hl. Offiziums in der alten Form (2)


Auf Latein beten?

„Psalliter sapienter. – Singt Psalmen mit Einsicht!“ (Ps 46,8), so fordert der Psalter die Beter auf. Natürlich ist das Psalmengebet, der wichtigste Bestandteil des Offiziums, auch dann echtes Gebet, wenn man es nicht versteht. Teile des lateinischen Offiziums wurden beim christlichen Volk populär, so die Trauermetten an den Kartagen, die Vesper am Sonntagnachmittag sowie mancherorts die Komplet am Abend oder Vorabend des Sonntags. Dabei sangen gestandene Chorsänger, also Laien ohne Theologie- und Sprachstudium, das Latein der Antiphonen, Hymnen, Gebete und Psalmen in gregorianischen Tönen und Melodien. Dass dies inzwischen selbst in vielen monastischen Orden nicht mehr zu finden ist, gehört zum großen Kult- und Kulturverlust der jüngeren Vergangenheit. Umso vielversprechender aber ist es, wenn gerade die Vesper in der alten Form wiederbelebt wird. Und wer weiß, wie viel Segen das Stundengebet der Ordensschwestern, die es jahrhundertelang in lateinischer Sprache verrichtet haben, gebracht hat?

Wenn ich die Gebete, die ich verrichte, nicht verstehe, sind sie darum auch ohne Wirkung?“, fragt ein Einsiedler den hl. Antonius. „Nein, mein Sohn“, antwortete der Heilige. „Gott vernimmt sie, und er kommt zu dir. Der Teufel vernimmt sie, und er flieht. In den Augenblicken, da die Seele am besten betet, ist ihr kaum bewusst, was sie betet. Zeuge dessen ist der hl. Petrus auf dem Tabor: „Er wusste nämlich nicht, was er sagte“ (Mk 9,5).“
(2, Wollbold, A., Una Voce Korrespondenz, 11-20)

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