Dienstag, 14. August 2012

Überlieferung


Es ist sinnlos, diese grundsätzlichen Gegebenheiten der monastischen Überlieferung überlisten zu wollen. Sie bauen nicht auf einem asketischen Ideal auf, das bloß eine Seelenhygiene wäre.

Sie würden viel eher etwas voraussetzen, das man eine krankhafte Anstrengung nennen könnte. Und noch einmal sei es gesagt: wenn das Wort Abtötung einen Sinn hat, wie könnte dann die Wirklichkeit, die es bezeichnet, vermeiden, diesen Eindruck hervorzurufen.
Das soll nicht heißen, dass nicht auch die spitzfindigsten Hygieniker die Richtigkeit des Instinktes ahnen könnten, der die Mönche dazu treibt, diesen Weg zu ergreifen.
Schon Galenus sagte: „Man soll immer mit leichtem Appetit vom Tisch aufstehen." Unserer Zeit näher, hat Carrel aufgezeigt, mit welchem Schaden für unsere Anpassungsfähigkeit und daher auch für unsere Vitalität die Annehmlichkeiten des Komforts bezahlt werden müssen.
Mehr als dass sie die Askese in die sicheren Regionen eines „naturgemäßen Lebens" zurückführen, lassen diese Bemerkungen in uns den Argwohn gegenüber dem Irrealismus eines solchen Begriffes aufsteigen.

(Aus dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums, Otto Müller Verlag 1958, S.216f)

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