Buße ist mehr als Askese
Diese
Ausdrucksweisen des heiligen Paulus sagen hinreichend, dass die büßende Askese
etwas anderes ist, als Bindungen abzuschneiden oder Hindernisse beiseite zu schieben.
Wenn man sich damit begnügen wollte, müsste man nur den Überfluss um des
Wesentlichen willen aufgeben. Die Buße aber schließt mehr ein: die Entbehrung
des Notwendigen. Wenn es nicht so ist, wäre die Abwendung des Ausdruckes Abtötung
eine reine Übertreibung. Die „conversio morum", die Annahme der
überlieferten Gebräuche des Büßerlebens an Stelle der Sitten eines satten
Lebens, das die Sünde nicht wiedergutmacht, fordert von uns einen wirklichen
Tod. Der Mönch ist tatsächlich vor allen Dingen jemand, der entbehrt. Und eine
Entbehrung im strengen Sinn gibt es nur dort, wo das Notwendige angegriffen
wird. Wir werden uns ganz darüber im klaren sein, wenn wir sehen, welche die im
Mönchsleben grundlegenden materiellen Entbehrungen sind.
Sie
setzen voraus, dass das sogenannte natürliche Leben, wenn auch nicht an sich,
in seiner gottgeschaffenen Substanz, so doch in der Form, in der es gegenwärtig
gelebt wird und für die wir verantwortlich sind, schlecht ist. Man kann das
eine vom anderen aber nur abstrakter weise trennen. Im Konkreten muss man die
Substanz tödlich verwunden, wenn man die Lebensform bessern will. Dieser Tod
wird zweifellos - und wir wollen es immer wiederholen, nur dann wirksam sein,
wenn er durch den Glauben gestützt ist. Das soll aber nicht heißen, dass er
deshalb weniger wirklich wäre; denn der Glaube ist die erste reale Abtötung.
Ist er nicht der Verzicht auf das Sichtbare um des Unsichtbaren willen auf die
Gegenwart um der Zukunft willen?
(Aus
dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums,
Otto Müller Verlag 1958, S.215)
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