WDR und fromm – was? - wie?
„1Live“
ist das erste Hörfunkprogramm des WDR, nach eigenen Angaben das „Jugendprogramm
des Westdeutschen Rundfunks“. Die Zielgruppe sind die unter 30jährigen, zu
denen ich nicht gehöre. Bei der Programmgestaltung hat das
„Katholische-Rundfunkreferat-NRW“ die Möglichkeit, kleine Nischen zu besetzen:
mit so ungefähr 90 Sekunden-Beiträgen. Das ist dann "Kirche in 1Live". Hierzu werden junge Leute engagiert, die
etwas zu sagen haben. Sie werden von Verantwortlichen in den Bistümern vorgeschlagen.
Manchmal kommt es dabei vor, dass sich unter ihnen auch einmal ein
„katholischer Schatz“ findet. Anna Jeßen ist so ein Schatz. Sie ist wirklich
katholisch, sie ist verheiratet und sie ist Mutter. Sie ist nun auch noch über
dreißig. Was macht der WDR mit Menschen, die nicht mehr zum „Profil“ des
Senders passen? …
In
loser Folge veröffentliche ich an dieser Stelle Manuskripte der Radioansprachen
von Anna Jeßen. Sie mögen nicht nur den unter 30jährigen Freude bereiten - und
dazu eine spontane Idee für das eigene Glaubensleben.
+++
Beten 2.0
Neulich saß ich im Zug den
üblichen Verdächtigen gegenüber: zwei Smartphones und ihren Besitzern. Es ist
ja einfacher geworden, die Leute ein wenig zu beobach-ten, weil sie so
abgelenkt sind und sich hinter den Handys verstecken. Das Mädel, das links
sitzt, schreibt SMS. Die Finger fliegen über die Tasten.
Auf den Mann rechts kann ich
mir keinen Reim machen. Er liest, schließt aber immer wieder die Augen und er
murmelt ganz leise vor sich hin. Hm, naja, ich will ja nicht neugierig sein.
Vielleicht lernt er.
Auf einmal kommt der
Schaffner und möchte die Fahrkarten sehen. Alle wühlen in ihren Taschen und auf
einmal klackert es aus der Richtung des Mannes. Ihm ist eine Schnur mit
Holzperlen aus der Hand gefallen. Ein Rosenkranz. Quasi die ka-tholische
Gebetskette. Beim Rosenkranz wiederholt man verschiedene Gebete, das gibt es
schon seit mehr als 1000 Jahren.
Ich gebe ihm den Rosenkranz
wieder und wir unterhalten uns. Er fährt zur Arbeit und hat vor kurzem
angefangen, den Rosenkranz zu beten, weil er sonst keine Zeit hat. Außerdem, so
sagt er, kann er damit abschalten und Kraft tanken, bevor es in den stressigen
Beruf geht.
Und wofür das Handy, frage
ich? Darauf hat er eine App für den Rosenkranz. Alles genau erklärt und alles
immer dabei.
Gebet 2.0.
Anna Jeßen, Viersen
Labels: Anna Jeßen
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite