Mittwoch, 8. August 2012

WDR und fromm – was? - wie?


„1Live“ ist das erste Hörfunkprogramm des WDR, nach eigenen Angaben das „Jugendprogramm des Westdeutschen Rundfunks“. Die Zielgruppe sind die unter 30jährigen, zu denen ich nicht gehöre. Bei der Programmgestaltung hat das „Katholische-Rundfunkreferat-NRW“ die Möglichkeit, kleine Nischen zu besetzen: mit so ungefähr 90 Sekunden-Beiträgen. Das ist dann "Kirche in 1Live". Hierzu werden junge Leute engagiert, die etwas zu sagen haben. Sie werden von Verantwortlichen in den Bistümern vorgeschlagen. Manchmal kommt es dabei vor, dass sich unter ihnen auch einmal ein „katholischer Schatz“ findet. Anna Jeßen ist so ein Schatz. Sie ist wirklich katholisch, sie ist verheiratet und sie ist Mutter. Sie ist nun auch noch über dreißig. Was macht der WDR mit Menschen, die nicht mehr zum „Profil“ des Senders passen? …

In loser Folge veröffentliche ich an dieser Stelle Manuskripte der Radioansprachen von Anna Jeßen. Sie mögen nicht nur den unter 30jährigen Freude bereiten - und dazu eine spontane Idee für das eigene Glaubensleben.

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Beten 2.0

Neulich saß ich im Zug den üblichen Verdächtigen gegenüber: zwei Smartphones und ihren Besitzern. Es ist ja einfacher geworden, die Leute ein wenig zu beobach-ten, weil sie so abgelenkt sind und sich hinter den Handys verstecken. Das Mädel, das links sitzt, schreibt SMS. Die Finger fliegen über die Tasten.

Auf den Mann rechts kann ich mir keinen Reim machen. Er liest, schließt aber immer wieder die Augen und er murmelt ganz leise vor sich hin. Hm, naja, ich will ja nicht neugierig sein. Vielleicht lernt er.
Auf einmal kommt der Schaffner und möchte die Fahrkarten sehen. Alle wühlen in ihren Taschen und auf einmal klackert es aus der Richtung des Mannes. Ihm ist eine Schnur mit Holzperlen aus der Hand gefallen. Ein Rosenkranz. Quasi die ka-tholische Gebetskette. Beim Rosenkranz wiederholt man verschiedene Gebete, das gibt es schon seit mehr als 1000 Jahren.

Ich gebe ihm den Rosenkranz wieder und wir unterhalten uns. Er fährt zur Arbeit und hat vor kurzem angefangen, den Rosenkranz zu beten, weil er sonst keine Zeit hat. Außerdem, so sagt er, kann er damit abschalten und Kraft tanken, bevor es in den stressigen Beruf geht.

Und wofür das Handy, frage ich? Darauf hat er eine App für den Rosenkranz. Alles genau erklärt und alles immer dabei.
Gebet 2.0.

Anna Jeßen, Viersen

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