Donnerstag, 16. August 2012

Grundlage der Buße


Die einzig mögliche Antwort darauf ist, dass dieser Schein eine Falle ist; denn was ein elementares Recht des Menschen zu sein scheint, ist es nicht mehr. Wir können nicht mehr ganz einfach leben, uns dieser Welt bedienen, als wäre sie für uns gemacht (was uns das Wort Gottes als erstes versichert). Wir haben nicht mehr das Recht dazu.

Dies zu erkennen, ist die Grundlage der Buße.
Aber wir werden sie nie als ein Gut erkennen, ehe wir sie nicht in die Tat umgesetzt haben. Sich still der Güter dieser Welt zu erfreuen, setzt ein reines Gewissen gegenüber dem Schöpfer dieser Welt voraus. Dieses gute Gewissen können wir nicht mehr haben. Uns den gesündesten irdischen Freuden hinzugeben, selbst wenn wir uns ihrer auf die mäßigste Weise bedienten, hieße, ein Missverständnis, die unheilvollste aller Illusionen aufrecht zu erhalten.

Die Befriedigung, die Ruhe würden uns als die normalen Folgen der Stillung der elementaren Bedürfnisse in einer falschen Sicherheit wiegen. Der Friede, den diese Sättigung stiften würde, wäre ein Scheinfrieden.

Er wäre nur eine Gewissensbetäubung, ein Versinken in einem falschen irdischen Paradies, das für uns nicht mehr möglich ist.

Der letzte Grund, warum der Mönch hienieden jede Ruhe, jedes „Sich-einrichten“, jedes „Sich-angleichen“ zu meiden hat, ist das erste, was er tun muss, um Gott wiederzufinden: sich als Sünder erkennen.

Und ein Sünder, der sich bei Gott fühlt und benimmt wie zu Hause, hat noch nicht einmal begonnen, sich seiner Situation bewusst zu sein. Geschweige denn, dass für ihn die Frage der Wiedergutmachung besteht: er ahnt noch nicht einmal deren Notwendigkeit.

(Aus dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums, Otto Müller Verlag 1958, S.217f)

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