Mittwoch, 29. August 2012

Das Gebet der Armen


Die Väter hatten einen sehr ausgeprägten Sinn für diese zentrale Forderung des Gotteswortes, welches vom Evangelium auf die Spitze getrieben werden sollte. Dass der Psalter das Gebet der Mönche ist, schließt in ihren Augen ein, dass die Mönche tatsächlich arm sein sollen, da ja der Psalter nichts anderes ist als das Gebet des Armen, wie auch die Botschaft der acht Seligkeiten nur an die Armen gerichtet ist.

Hören wir, wie ein großer Geist der französischen Schule ihre Lehre und vor allem die des heiligen Augustinus zusammengefasst hat:

"Die Armen, die uns oft begleiten, wenn wir in die Kirche gehen, und durch eine Fügung, die der heilige Johannes Chrysostomus hervorgehoben hat, an den Toren der Tempel sitzen, aus denen das Gebet aufsteigt, sollten uns an unseren eigenen Stand erinnern und so beten lehren, wie sie uns bitten; denn die Heilige Schrift wiederholt unablässig, dass Gott nur das Gebet des Armen erhört. Die Psalmen scheinen nur dazu bestimmt, uns diese Wahrheit zu lehren; nie können wir sie zu viel betrachten, nie ihren Zusammenhang und ihre Weite genügend erforschen.
Die Fürsten sind erniedrigt worden, und dem Armen in seiner Ausgestoßenheit wurde geholfen. Die Hochmütigen wurden zurückgestoßen und der Demütige erleuchtet. Dieser Arme ist ein Bettler, der sich nichts selbst zuschreibt, sondern alles von der Barmherzigkeit Gottes erwartet. Alle Tage ruft er an der Türe seines Herrn und klopft, damit man ihm öffne. Er ist nackt und zittert vor Kälte, er bettelt um Bekleidung, er schlägt die Augen zu Boden und klopft an seine Brust. Diesen Bettler, diesen Armen, dieses demütige Herz unterstützt Gott mit seiner mächtigen Hilfe. Dieser Arme ist eine Vielheit von Familien; dieser Arme ist eine Vielheit von Völkern, von Kirchen. Er ist auch eine einzige Kirche, ein einziges Volk, eine einzige Familie! Welch verborgene Lehren in diesen Figuren! Welche Tiefe!“

(Aus dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums, Otto Müller Verlag 1958, S.224)

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