Evagrius Pontikos – aus seinen Briefen, 15
(4) Brief an Abba Lukios -4-
Der Kampf also, der mit Unterscheidungsgabe geführt wird, ist voll
zahlreicher Versuchungen. Er bewirkt aber eine große Reinheit des Herzens, die
von den Dämonen nicht verspottet wird, weil sie nicht in der Lage sind, den
Intellekt oder die Seele zu verklagen. Gleichwie nämlich die Weisheit die
Einsichten der leiblichen Dinge zutreffend richtet, ebenso nimmt man auch an,
daß die Unterscheidungsgabe bei den im Intellekt eingeprägten Gestalten die
heiligen Gedanken von den verdorbenen, die reinen von den befleckten
unterscheidet. Und sie läßt die List der spöttischen Dämonen erkennen, die sich
mit den Bildern der Sinne und des Gedächtnisses bekleiden, um die Seele, die
zur „Erkenntnis Christi” eilt, in die Irre zu führen8.
8 Der Unterscheidung der Geister, die bei den
Wüstenvätern eine große Rolle spielt, hatte schon Origenes, P Arch III,
2 — 3, seine Aufmerksamkeit gewidmet, vgl. MARTY, Discernement. Evagrios
spielt hier vielleicht auf eine Lehre an, die er von seinem Meister Makarios
dem Großen empfangen hat, der für seine Sulueptcrtg berühmt war (HL 17,
S. 43, 16). Zur "Erkenntnis Christi" s. o. Ep 1, Anm. 2.
(aus: Evagrios
Pontikos, Briefe aus der Wüste, 64 Briefe des großen Kirchenvaters mit
wissenschaftlicher Einführung, Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von
Gabriel Bunge, Paulinus-Verlag Trier 1986)
Labels: Evagrios Pontikos
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