Montag, 2. Juli 2012

Evagrius Pontikos – aus seinen Briefen, 12


(4) Brief an Abba Lukios -1-

(Abbas Lukios aus dem Ennaton-Kloster bei Alexandria. Er war jener, der die Frage stellte: Wie kann man die Tücken der Dämonen, die sich uns mit List in den Weg stellen, erkennen, und einmal erkannt, wie kann man ihnen wirksam entgegentreten?)

Den Brief deiner Heiligkeit habe ich gesehen, in dem du deine Liebe zu uns gar sehr erwiesest und uns befahlest, dir etwas von unseren Mühen zuzusenden, welche ich freiwillig nicht hätte senden wollen, wegen meiner Scham vor deiner Besonnenheit'. Jetzt aber habe ich, da mir befohlen ward, bereitwillig gehorcht und dir die Abhandlung des Antirrhetikos2 zugesandt, damit du ihn liest und berichtigst und das, was mangelhaft ist, ausfüllst, falls wir irgendeinen der befleckten Gedanken nicht genau dargestellt und die gegen sie gerichtete Widerrede nicht gehörig getroffen haben. Ich bekenne nämlich deiner Ehrwürden, daß ich bislang die dämonischen Gedanken noch nicht zutreffend erfaßt habe, da ich oftmals arg von ihnen behindert ward und nach deinem Weggang von mir unsägliche Leiden von ihnen erduldet habe3. Jetzt aber sage ich unserem Herrn Dank wegen der Dinge, die ich über dich gehört habe, wie ich erbeten hatte.

1 Zu diesem Brief [. o. S. 181 ff.
2 Diese berühmte Schrift besteht aus Schriftzitaten zur Widerlegung (äytipptioig) dämonischer Einflüsterungen, die jeweils kurz skizziert werden. Erhalten ist sie nur im Syrischen. ZÖCKLER, Evagrios Pontikus, S. 103 —125, enthält im Anhang eine Übersetzung des Prologs und der beiden ersten Logoi (gegen die Dämonen der Gaumenlust und der Unzucht).
3 Die koptische Vita berichtet ähnliches (Amhl, S. 115, s. o. S. 90 f.), und Ant selbst ist voller z. T. genauer Beschreibungen solcher psychosomatischer Phänomene.

(aus: Evagrios Pontikos, Briefe aus der Wüste, 64 Briefe des großen Kirchenvaters mit wissenschaftlicher Einführung, Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Gabriel Bunge, Paulinus-Verlag Trier 1986)

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