Montag, 27. Februar 2012

Urgrund Liebe - Schlüsselwort 2

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Dass Gott Liebe ist, dieses erkennende Vertrauen führt uns zum Geheimnis unserer Erschaffung. Dass wir da sind - die Liebe wollte es. Wir sind erschaffen aus Liebe. Und aus Liebe lässt Gott, was immer er an Leben erschafft, auch mitwirken an der Entstehung, Mehrung und Ernährung von Leben; die Urliebe will, dass in ihrer Schöpfung alles neue Leben sich wieder - spurenhaft wenigstens - einer Ekstase von Liebe verdankt, in kreatürlicher Bildspur auf das Prinzip Liebe verweist.

Wenn uns Liebe erschuf, und dies eben aus Liebe, dann können wir gewiss sein, dass sie etwas unendlich Liebevolles mit uns vorhat, und dass sie dieses Vorhaben nicht hätte, wenn sie es nicht zum Ziel bringen könnte und würde.

Da ist nun aber das Böse in der Welt, da sind Sünde, Leid, Not und Tod. Es kann nur mit der unendlichen Herrlichkeit des Vorhabens der Liebe mit uns zusammenhängen, wenn sie all dieses Schlimme, das uns trifft, in Kauf nimmt, in Dienst nimmt, ja selber auf sich nimmt, um zu ihrem Ziel zu gelangen: Die schmerzlichen Geburtswehen, in denen die ganze Schöpfung liegt, und durch deren Endphase sie noch hindurch muss, erleidet ihr Schöpfer selbst, indem er aus Liebe zu uns Mensch wird, um unser Leben in Knechtsgestalt zu teilen, sich selbst, die Liebe, in unser Leben, Leiden und Sterben hineinzugeben und unsere Schuld so hinweg zutragen. Aber was ist das Ziel von allem? Was hat die Liebe mit uns vor?

Heinrich Spaemann  (Christliche Innerlichkeit, 2-4 1982)

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