Ein Bischof greift durch
Ja, solche Bischöfe wünschen wir uns
auch für die deutschen Bistümer!
In der katholischen Monatsschrift
„Kirchliche Umschau“ Februar
2012 -
wurde der Brief eines italienischen Bischofs abgedruckt, der
in seiner klaren Sprache und Deutlichkeit dessen, wie ein Bischof seine Aufgabe
anzupacken hat und Verantwortung übernimmt, nichts zu wünschen übrig lässt. In
Deutschland suchen wir solch einen Hirten bisher vergeblich.
Die Hervorhebungen stammen von mir.
+++
"Msgr. Mario Oliveri (geb. 1944 in Ligurien) ist einer der
profiliertesten Bischöfe Italiens. Er wurde 1968 zum Priester geweiht.
Anschließend trat er in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls und
wirkte so u.a. in Dakar im Senegal, aber auch an den großen Nuntiaturen in
Paris, London und Rom (Quirinal).
Keinem geringeren als Kardinal Benelli, dem progressiven
Exponenten des Kardinalskollegiums - von ihm stammt das Wort von der
"Konzilskirche" - diente er als Sekretär. 1990 wurde der promovierte
Kirchenrechtler Bischof von Albenga-Imperia in Ligurien, das im Süden an die
französische Riviera grenzt. Er gilt heute als "konservativster" Bischof
Italiens. Mustergültig hat er Direktiven erlassen, die den Hochaltar (Ostung)
wieder zu Ehren bringt und die alte Liturgie zum normalen Bestandteil des
pfarrlichen Lebens machte. Doch dagegen gab es Widerstände aus dem Klerus.
Bischof Oliveri sah sich zu Beginn des Neuen Jahres gezwungen, diese klerikale
Opposition gegen die alte Messe in die Schranken zu weisen. Hier der Brief an
seinen Klerus."
S.E. Bischof Mario Oliveri |
S. Ex. Msgr. Mario Oliveri,
Bischof von
Albenga-Imperia,
an die Priester und
Diakone seiner Diözese.
Meine lieben Söhne,
mit großer Bitterkeit muss ich feststellen, dass viele unter
euch im Geist und im Herzen eine falsche Haltung gegenüber "Summorum
Pontificum" eingenommen haben. Mit diesem Motu proprio hat Papst Benedikt
XVI. den Gläubigen die Möglichkeit der Feier der heiligen Messe "in der
außerordentlichen Form" - gemäß dem vom seligen Johannes XXIII. im Jahr
1962 promulgierten Missale - gegeben.
Während der "Drei Tage des Klerus" im September
2007 habe ich bestimmt und deutlich angezeigt, welches der Wert und der wahre
Sinn des Motu proprio ist, wie man es interpretieren und wie man es aufnehmen muss,
nämlich mit einem offenen Geist für den lehramtlichen Inhalt des Dokumentes,
mit einem bereiten Willen und einem überzeugten Gehorsam. Der Stellungnahme
eures Bischofs fehlt es nicht an voller Autorität und sie steht in
Übereinstimmung mit einem feierlichen Akt des Obersten Hirten. Die
Stellungnahme eures Bischofs basierte auf der Vernunft der theologischen
Argumentation über die Natur der Göttlichen Liturgie, deren übernatürlichen
Gehalte unveränderlich sind. Und sie gründet in ihren praktischen und konkreten
Anweisungen auf dem guten kirchlichen Geist.
Die negativen Reaktionen auf das Motu proprio und auf die
theologischen und praktischen Hinweise des Bischofs haben fast immer
emotionalen Charakter. Sie sind diktiert durch eine oberflächliche theologische
Begründung. Es ist eine eher arme und kurzsichtige "theologische"
Vision, die weder teil hat noch sich an die wahre Natur der Dinge anschließt.
Eine Anschauungsweise, die sich nicht auf den Glauben und das sakramentale
Wirken der Kirche bezieht, die sich nicht aus der immergültigen Tradition der
Kirche speist und die eher die Aspekte - oder zumindest die unvollständigen
Aspekte – am Rand der Frage betrachtet. Nicht ohne Grund habe ich auf der
erwähnten Klerusversammlung den Ausführungshinweisen und den sie leitenden
Prinzipien eine lehrmäßige Darlegung der "unveränderlichen Natur der
Liturgie" vorausgeschickt.
Mir ist zu Ohren
gekommen, dass es in einigen Gebieten des Bistums und von Seiten
verschiedener Priester und Pfarrer zu einer Verspottung der Gläubigen gekommen ist, die sich ihrer Möglichkeit,
ja ihres Rechtes, bedienen wollten, um die Feier
der heiligen Messe in der außerordentlichen Form zu erhalten.
Gleichzeitig gab es Ausdrücke der Verachtung, ja der
Feindseligkeit gegenüber der Haltung von priesterlichen Mitbrüdern, die
disponiert sind, diesen Bitten zu entsprechen.
Man hat sich auch
in einer wenig friedlichen und überlegten Weise (wohlüberlegt kann es nicht
gewesen sein) widersetzt, eine Feier
der heiligen Messe "in der außerordentlichen Form" in einer
bestimmten Kirche oder zu einer bestimmten Uhrzeit anzuzeigen. Ich verlange, dass eine solche
Haltung, die nicht mit der kirchlichen Gemeinschaft oder der Disziplin der Kirche
übereinstimmt, aufgegeben wird.
Wichtigen Akten des Lehramtes oder des Leitungsamtes der Kirche ist ein
wirklicher Gehorsam geschuldet.
Ich bin überzeugt, dass mein Aufruf von Euch im Geist
kindlichen Respekts und Gehorsams aufgenommen wird.
Ich beziehe mich immer noch auf meine Beiträge auf der
genannten Klerikerversammlung von 2007, wenn ich auf die gebotene Anwendung der
von eurem Bischof gegebenen Hinweise dränge. Es geht um den guten Willen in Bezug
auf den Raum der Kirche, den man nicht ohne Grund "Presbyterium"
nennt.
Die Hinweise für die Wiederherstellung der Ordnung in den
Presbyterien und die Aufstellung des Altares finden Sie im erwähnten Band
"Die göttliche Liturgie", [ … ]. Diese Hinweise, obwohl vier Jahre
alt, sind noch nicht überall und von allen umgesetzt worden. Es waren und sind
wohlüberlegte Hinweise, die gegründet sind auf den guten Prinzipien und
Kriterien der allgemeinen liturgischen und kirchlichen Ordnung.
Ich habe den Priestern, und vor allen den Pfarrern, Zeit
gelassen, sich mit ihren Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen zu beraten
und, wenn sie es für nötig hielten, für eine liturgische Katechese der
Gläubigen.
Wer meinte, die von mir gegebenen Hinweise aus Gründen der
Opportunität oder der Schwierigkeit der Umsetzung zurückhalten zu müssen, hätte
diese Probleme leicht mit dem Bischof besprechen können, um - mit offenem Herzen
für die vom Bischof dargelegten Gründe - eine möglichst homogene Umsetzung in
allen Kirchen der Diözese zu ermöglichen. Diese Hinweise widersprechen sicher
nicht den Normen und dem "Geist" der Liturgiereform, die im Konzil
ihren Ausgangspunkt fand und nach dem Konzil ihre Ausführung erlangte. Wenn
jemand begründete Zweifel gehabt hätte, hätte er sie mit ehrlichem Herzen, mit
der Offenheit der klaren Darlegung und mit einem zum Gehorsam gewendeten Willen
ausdrücken können. Dadurch hätte der Geist größere Klarheit erlangt.
Ich schätze, dass
jetzt ausreichend Zeit des Wartens und der Toleranz verstrichen ist. Alle
müssen jetzt an die Ausführung der von mir gegebenen Anordnungen gehen.
Bis Ostern müssen
alle Presbyterien wiederhergestellt sein oder es muss dort, wo die
Wiederherstellung einige Schwierigkeiten in der Ausführung erfährt, zumindest
mit dem Studium der beschlossenen Wiederherstellung begonnen worden sein.
Es versteht sich von selbst, dass die Nichtanwendung der Hinweise in dem angegebenen Zeitmaß als
ausdrücklicher Ungehorsam angesehen werden muss. Aber ich habe Vertrauen
und Hoffnung, dass dies nicht geschehen wird.
Es bereitet mir nicht wenig Schmerz, dass ich diesen
Brief habe schreiben müssen. Ich möchte Euch versichern, dass er als
ungeschrieben anzusehen ist, wenn er gute Aufnahme und einen positiven Ausgang
zeigt.
Dieses Schreiben möge meinem Wunsch Ausdruck verleihen, dass
unsere kirchliche Gemeinschaft belebt und gestärkt werde in unserem gemeinsamen
Wollen, unseren Dienst in einer erneuerten Treue gegenüber Christus und seiner
Kirche auszuüben.
Von Euch erbitte ich schließlich viele Gebete für mich und
meinen apostolischen Dienst und ich segne euch mit ganzem Herzen.
Albenga, 1. Januar 2012, Fest der Muttergottes
+ Msgr. Mario Oliveri, Bischof
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