Donnerstag, 16. Februar 2012

Der neue Altar – ein Tisch

FrischerWind hat gestern eine wahre Begebenheit notiert, die mich veranlasst, einige persönliche Anmerkungen zu machen.

Das Geschehen, das Pfarrer Overath beschreibt, fand in einem katholischen Internat in Broichweiden bei Aachen statt. Als ich diese Geschichte vor einigen Jahren erstmals las, dachte ich: in meiner Heimatpfarrei wurde das viel geschickter gemacht, da brauchte man den Mahltisch nicht zu verstecken, denn alles geschah mit höchster Autorität.

Doch warum geschah das damals? 
Gedanken der Erinnerung.

Die treuen Katholiken (die ganz Treuen) haben immer ein großes Vertrauen gehabt gegenüber den Hirten der Kirche. Pfarrer und Bischof waren Personen von unanzweifelbarer Integrität und Autorität. Also, warum sollten sie etwas falsch machen?  Wir sind ganz treu mitgegangen. Wir hatten ja nichts "Umstürzlerisches" im Kopf oder solches erwartet. Als im Presbyterium vor dem Hochaltar ein Holztisch aufgestellt worden ist und der Bischof selbst kam um ihn bei einer "Vor-Abendmesse"  einzu-"segnen", hatte man zum ersten Mal gestutzt; denn bisher hatte sich noch nicht so viel verändert, außer dass die Lesungen in der Muttersprache vorgetragen worden sind. Aber er war der Bischof der damals kam, quasi direkt vom Konzil. Warum sollte er etwas Falsches tun? Doch mit diesem neuen "Altar" geschah auch etwas Neues. Erstmals drehte sich, zuerst der Bischof, dann die Priester, dem Volk zu, das war DAS NEUE, das war genial, großartig. Und damit begann endlich alles anders zu werden. Erstmals nämlich drehte der Priester dem Herrn den Rücken zu. Es wurde erklärt mit dem Abend-MAHL, welches Jesus an Gründonnerstag mit seinen Jüngern hielt; sie saßen gemeinsam am Tisch. Alles gesche nun am Altartisch. Also alles in Ordnung. Nun konnte die NEUE THEOLOGIE Einzug halten. Und noch immer dachten die Treuen, dass alles sei so richtig. Aber manche zweifelten bereits.

UND, bei uns wurde all das sehr gut vorbereitet. Sicherlich nicht in dem Sinne, dass es verständlich erklärt worden wäre, dass die Katholiken theologisch gebildeter und frömmer geworden wären. Nein, wir wurden „ver“-bildet, um nicht zu sagen: indoktriniert. In den Jahren des Konzils wurde nur noch von anstehenden Veränderungen geredet. Die Kirche sollte unbedingt „menschlicher“ werden. Es kamen Referenten aus dem Ordinariat, Journalisten, bekannte Leute wie etwa Pater Mario von Galli (er bekam sogar ein grandioses Forum geboten, er durfte nämlich in die Gnadenkapelle um einigen Hunderten „einzuheizen“, nein, das Neue erklären). Ich erlebte erstmals, dass ein Priester und Ordensmann in einem Gotteshaus, seine gegen die Kirche gerichteten Worte verbreiten durfte. Er und andere „Kirchenerklärer“ erzählten uns, wie schlimm doch alles sei mit unserer Kirche. Sie müsse sich radikal ändern. Angefangen bei der Liturgie. Einen Katechismus bräuchten wir auch nicht mehr, wir wüssten selbst was wir tun müssten, schließlich hätten wir ein Gewissen. Nicht mehr alleine die Priester hatten das "Sagen" darüber, wie Kirche und Glauben funktioniert, was richtig oder falsch ist. Es wuchs aus diesem „Sumpf aufweichenden und verfallenden Glaubens“ ein Heer von selbsternannten „Laien“-Theologen auf, die mehr und mehr „Macht“ gewannen und selbst gutmütige und treue Priester langsam aber sicher in die Resignation trieben.

Übrigens: Im Zuge dieser Verdrehungen der Wahrheit wurden z.B. auch in der Jugendarbeit evangelische Jugendliche in die Gruppen aufgenommen. Dafür durfte dann das gewohnte Beten in der Gruppe entfallen. Und den Sonntagsgottesdienst konnte man ohne weiteres auch in der evangelischen Kirche „gleichwertig“ mitfeiern. Das war die offizielle Linie. Angefeuert wurde das alles durch junge Kapläne in Turnschuhen, die ihre Soutane wegwarfen, mit den Jugendlichen zu trinken begannen und nicht davor Halt machten, die Sexualmoral verändern zu wollen.

Ach ja, die meisten Kirchgänger, allen voran Jugendliche und Laue, freuten sich, dass nicht mehr von der Sünde gepredigt worden ist und vom Ewigen Gericht. Die Zeit der Kapuzinerpredigten waren vorbei. Jetzt galt es zu leben – und wie. 

Die ganz Treuen, von denen ich oben sprach, waren dem Verzweifeln nahe. So sagte meine glaubensstarke Großmutter: 
"Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll."
Sie saß in ihrer Küche, nahm ihren Rosenkranz hervor und lies die Perlen langsam durch ihre Finger gleiten.

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