Der neue Altar – ein Tisch
FrischerWind hat gestern eine wahre Begebenheit notiert, die mich veranlasst, einige
persönliche Anmerkungen zu machen.
Das
Geschehen, das Pfarrer Overath beschreibt, fand in einem katholischen Internat
in Broichweiden bei Aachen statt. Als ich diese Geschichte vor einigen Jahren
erstmals las, dachte ich: in meiner Heimatpfarrei wurde das viel geschickter gemacht, da
brauchte man den Mahltisch nicht zu verstecken, denn alles geschah mit höchster
Autorität.
Doch warum
geschah das damals?
Gedanken der Erinnerung.
Die treuen
Katholiken (die ganz Treuen) haben immer ein großes Vertrauen gehabt gegenüber
den Hirten der Kirche. Pfarrer und Bischof waren Personen von unanzweifelbarer
Integrität und Autorität. Also, warum sollten sie etwas falsch machen? Wir sind ganz treu mitgegangen.
Wir hatten ja nichts "Umstürzlerisches" im Kopf oder solches erwartet. Als im Presbyterium vor
dem Hochaltar ein Holztisch aufgestellt worden ist und der Bischof selbst kam
um ihn bei einer "Vor-Abendmesse" einzu-"segnen", hatte man zum ersten Mal gestutzt; denn bisher
hatte sich noch nicht so viel verändert, außer dass die Lesungen in der
Muttersprache vorgetragen worden sind. Aber er war der Bischof der damals kam,
quasi direkt vom Konzil. Warum sollte er etwas Falsches tun? Doch mit diesem
neuen "Altar" geschah auch etwas Neues. Erstmals drehte sich, zuerst
der Bischof, dann die Priester, dem Volk zu, das war DAS NEUE, das war genial,
großartig. Und damit begann endlich alles anders zu werden. Erstmals nämlich
drehte der Priester dem Herrn den Rücken zu. Es wurde erklärt mit dem Abend-MAHL,
welches Jesus an Gründonnerstag mit seinen Jüngern hielt; sie saßen gemeinsam
am Tisch. Alles gesche nun am Altartisch. Also alles in Ordnung. Nun konnte die NEUE THEOLOGIE Einzug halten.
Und noch immer dachten die Treuen, dass alles sei so richtig. Aber manche
zweifelten bereits.
UND, bei
uns wurde all das sehr gut vorbereitet. Sicherlich nicht in dem Sinne, dass es
verständlich erklärt worden wäre, dass die Katholiken theologisch gebildeter und
frömmer geworden wären. Nein, wir wurden „ver“-bildet, um nicht zu sagen:
indoktriniert. In den Jahren des Konzils wurde nur noch von anstehenden
Veränderungen geredet. Die Kirche sollte unbedingt „menschlicher“ werden. Es
kamen Referenten aus dem Ordinariat, Journalisten, bekannte Leute wie etwa Pater
Mario von Galli (er bekam sogar ein grandioses Forum geboten, er durfte nämlich
in die Gnadenkapelle um einigen Hunderten „einzuheizen“, nein, das Neue erklären). Ich erlebte erstmals,
dass ein Priester und Ordensmann in einem Gotteshaus, seine gegen die Kirche
gerichteten Worte verbreiten durfte. Er und andere „Kirchenerklärer“ erzählten uns,
wie schlimm doch alles sei mit unserer Kirche. Sie müsse sich radikal ändern. Angefangen
bei der Liturgie. Einen Katechismus bräuchten wir auch nicht mehr, wir wüssten
selbst was wir tun müssten, schließlich hätten wir ein Gewissen. Nicht mehr
alleine die Priester hatten das "Sagen" darüber, wie Kirche und Glauben
funktioniert, was richtig oder falsch ist. Es wuchs aus diesem „Sumpf
aufweichenden und verfallenden Glaubens“ ein Heer von selbsternannten
„Laien“-Theologen auf, die mehr und mehr „Macht“ gewannen und selbst gutmütige
und treue Priester langsam aber sicher in die Resignation trieben.
Übrigens: Im
Zuge dieser Verdrehungen der Wahrheit wurden z.B. auch in der Jugendarbeit
evangelische Jugendliche in die Gruppen aufgenommen. Dafür durfte dann das
gewohnte Beten in der Gruppe entfallen. Und den Sonntagsgottesdienst konnte man
ohne weiteres auch in der evangelischen Kirche „gleichwertig“ mitfeiern. Das
war die offizielle Linie. Angefeuert wurde das alles durch junge Kapläne in
Turnschuhen, die ihre Soutane wegwarfen, mit den Jugendlichen zu trinken
begannen und nicht davor Halt machten, die Sexualmoral verändern zu wollen.
Ach ja, die
meisten Kirchgänger, allen voran Jugendliche und Laue, freuten sich, dass nicht
mehr von der Sünde gepredigt worden ist und vom Ewigen Gericht. Die Zeit der Kapuzinerpredigten
waren vorbei. Jetzt galt es zu leben – und wie.
Die ganz Treuen, von denen ich oben sprach, waren dem Verzweifeln nahe. So sagte meine glaubensstarke Großmutter:
"Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll."
Sie saß in ihrer Küche, nahm ihren Rosenkranz hervor und lies die Perlen langsam durch ihre Finger gleiten.
Labels: dies+das
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