Erste Erzählung des Pilgers, 5
Das nicht verstandene Wort
Ich las folgendes: „Die Apostelworte ‚Betet ohne Unterlass' sind zu verstehen als ein Gebet, das im Geist verrichtet wird; denn der Geist kann immer in Gott eindringen und kann ohne Unterlass zu ihm beten.”
„Erklärt mir das, auf welche Weise der Geist immer in Gott eindringen kann, nicht abgelenkt wird und unablässig betet.”
„Dies ist überaus schwierig, es sei denn, dass es einem Gott selber gibt”, sagte der Abt.
Und so erklärte er es mir nicht.
Fünftagesmarsch
Nachdem ich bei ihm übernachtet und ihm am Morgen für die freundliche Aufnahme gedankt, machte ich mich wiederum auf den Weg und wusste selber nicht, wohin. Mein Nichtverstehen bekümmerte mich. Und um das Herz zu erfreuen, las ich die Heilige Bibel. So ging ich fünf Tage lang auf einer Landstraße; endlich holte mich gegen Abend ein altes Männchen ein, allem Anschein nach geistlichen Standes.
Auf meine Frage sagte mir der Alte, er sei Eremit und lebte in einer Einsiedelei, die zehn Werst entfernt läge, abseits von der Landstraße, und er forderte mich auf, mit ihm in seine Einsiedelei zu kommen. „Bei uns”, sagte er, „werden Pilger aufgenommen, werden beruhigt und zusamt anderen Frommen in einem Gasthof gespeist.”
(nach: Emmanuel Jungclaussen, Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers, 1974)
Labels: Jesusgebet, Philokalie, Väter
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