Erste Erzählung des Pilgers, 3
Pilgernd die Bibel erforschen
So pilgerte ich lange von Ort zu Ort; las immer die Bibel und forschte, ob es nicht irgendwo einen geistigen Lehrer oder einen frommen, erfahrenen Führer gäbe. Nach einiger Zeit sagte man mir, dass in einem Dorf seit langer Zeit schon ein Herr lebe und dort ein frommes Leben führe, um seine Seele zu retten: er habe in seinem Hause eine Kirche, ginge niemals aus und bete immer zu Gott und lese ohne Unterlass in Büchern, die das Seelenheil fördern. Da ich dies hörte, ging ich nicht, nein, ich lief in das mir genannte Dorf; ich kam hin und fand dort auch den Gutsbesitzer.
„Was ist es, was dich zu mir führt?” fragte er mich.
„Ich habe gehört, dass Sie ein frommer und kluger Mann sind; darum bitte ich Sie auch, um Gottes willen, mir zu erklären, was es heißt, wenn der Apostel sagt: Betet ohne Unterlass, und auf welche Weise man auch ohne Unterlass beten kann. Ich wünsche sehr, dies zu erfahren, kann ich es doch ganz und gar nicht verstehen.”
Der Herr schwieg, blickte mich aufmerksam prüfend an und sagte: „Das unablässige, innere Gebet ist das ununterbrochene Streben des menschlichen Geistes zu Gott. Um in dieser süßen Übung fortzuschreiten, ist es erforderlich, möglichst oft Gott zu bitten, er möge einen lehren, ohne Unterlass zu beten. Bete mehr und mit größerer Inbrunst; das Gebet selber wird dir offenbaren, auf welche Weise es ohne Unterlass gebetet werden kann; alles kommt zu seiner Zeit.”
Labels: Jesusgebet, Philokalie, Väter
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