Montag, 21. November 2011

Traurigkeit oder Acedia, 33

[33] - Daher also können wir sagen, dass der klassische Kampf gegen leidenschaftliche Gedanken oder logismoi im Grunde ein Kampf gegen ungeordnete Sehnsüchte und Wünsche ist, die in jenen Gedanken wurzeln und sie mit Leidenschaft befrachten. Die großen Meister der spirituellen Kunst beziehen sich auf diese Sehnsüchte und Wünsche in verschiedenerlei Weise: Geister. Dämonen, Gedanken, Kummer, Affekte, Leidenschaften, Zuneigungen, Appetite, Willen, Laster, Hauptsünden... Und die großen Meister haben uns gelehrt, sie zu bekämpfen und sie zu Tode zu bringen in einem besonderen Kampf, der sich der Mortifikation bedient, der Selbstverleugnung und der Demut; es geht letzten Endes darum, den alten Menschen wie ein Kleid auszuziehen und mit Hilfe der göttlichen Gnade den neuen Menschen anzuziehen.

Auf dem Schlachtfeld begegnen einander Leben und Tod: Das Leben in Gott, und der Tod weit weg von Ihm. Anders gesagt: Wir haben einerseits ein tiefes existenzielles Verlangen nach Gott, das uns eins macht, wenn wir Seiner gedenken, und durch das wir uns als menschliche Personen verwirklichen können: Die Gefühle und Gedanken, die diesem tiefen Verlangen entspringen, bleiben in der Verbindung mit dem Herrn. Am anderen Ende des Schlachtfeldes gibt es persönliche Desintegration und Gottvergessenheit. Nahe diesem Ende des Feldes befindet sich die Ursache unserer Leiden, der Wünsche, Affekte oder Gedanken, die sich durch üble Objekte oder Ziele definieren. Jedesmal, wenn wir von diesen leidenschaftlichen Wünschen und Gedanken überwältigt.


Hauptsächlich: Dom Bernardo Olivera, Generalabt der Trappisten 1990-2008:
“Eine Traurigkeit, die das Verlangen nach Gott zersetzt“

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