Dienstag, 15. November 2011

Traurigkeit oder Acedia, 29

[29] - 2.2. Biblische Zeugen 

Sehen wir uns jetzt zwei Texte mit Bezug zu unserem Thema an. Vielleicht erhellen sie uns weiter auf unserer Suche nach einem besseren Verständnis dieses bösartigen Denk- und Leidenschaftsmusters, das in unseren Klöstern und außerhalb so viel Verwüstung anrichtet.

Den ersten Text entnehmen wir der Weisheitsliteratur, genauer gesagt, dem Buch der Weisheit, das ursprünglich in Griechisch geschrieben wurde. Wir lesen: Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht; doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören (Weish 2, 23-24). Dieser Text ist theologisch reich; der inspirierte Autor sagt uns, dass Satan neidisch wurde, weil wir ein Bild Gottes waren, und dass er uns deswegen bekämpft. Nun, und was ist der Neid? Traurigkeit wegen des Gutes eines anderen. Satan kann das große Gut unserer Einheit mit Gott nicht akzeptieren und führt Krieg gegen uns. Und „alle, die ihm angehören“, erfahren den gleichen Neid und den gleichen geistlichen Tod; das erklärt, warum „die Welt“ die Söhne und Töchtern Gottes nicht in Frieden lassen kann. Es wird immer Kain geben, der Abel umbringt; Herodes, der traurig wird und angesichts der guten Nachricht zur Gewalt greift; Ischariot, der Maria von Bethanien in seiner nüchternen Logik Vorwürfe wegen ihrer Liebe macht.

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