Mittwoch, 9. November 2011

Traurigkeit oder Acedia, 23

[23] - Jahrhunderte später kommt die Acedia im spirituellen Vokabular fast nicht mehr vor, was freilich nicht bedeutet, dass es sie nicht gibt.

Der hl. Ignatius von Loyola gebrauchte den Begriff nicht, aber er kannte dieses Übel recht gut. In seinen Regeln der geistlichen Unterscheidung (Ex. Spir. 313-336) belegt Ignatius das Wirken der göttlichen Gnade mit dem Wort „Tröstung“ (consolación), und für das Gegenteil gebraucht er das Wort „Verzweiflung“ (desolación).

Aus seiner Beschreibung der Verzweiflung geht deutlich hervor, dass es sich um die Acedia handelt. Er sagt:

Tröstung nenne ich jedes Anwachsen der Hoffnung, des Glaubens und der Liebe, und jegliche innere Freude, die zu den himmlischen Dingen und zum Heil der eigenen Seele ruft und hinzieht, indem sie sie mit Frieden und Ruhe in ihrem Schöpfer und Herrn erfüllt (Ex. Spir. 316).

Verzweiflung nenne ich, was dem in der dritten Regel Gesagten völlig entgegengesetzt ist, Finsternis und Aufruhr der Seele, Neigung zu den niedrigen und irdischen Dingen, verschiedene Unruhen und Versuchungen, die zum Unglauben führen und die Seele ohne Hoffnung zurücklassen, ohne Liebe, faul, lau, traurig, wie von ihrem Schöpfer und Herrn getrennt... (Ex. Spir. 317).

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