Montag, 29. Oktober 2012

Nur wer sich dem Wirken Gottes unterwirft, kann einen dauernden Frieden genießen (2 von 2)

Gibt sich eine Seele mit der göttlichen Fülle des gegenwärtigen Augenblicks nicht zufrieden, so wird sie mit Recht dadurch bestraft, dass kein anderes Ding sie zu befriedigen vermag. Wenn Bücher, Vorbilder der Heiligen, geistliche Ansprachen den Frieden rauben, wenn sie anfüllen, ohne auszufüllen, so ist das ein Zeichen, dass man sich von der reinen Hingabe an das göttliche Wirken entfernt hat, um sich eigensüchtig an diese Dinge zu hängen. Ihre Fülle verriegelt dann Gott den Eintritt. Man muss sich ihrer entledigen als eines Hindernisses für die Gnade. Ordnet jedoch das göttliche Wirken diese Dinge an, so werden sie von der Seele wie alles Übrige empfangen, nämlich als Anordnung Gottes. Die Seele eignet sie sich dann nicht an, sie benützt sie nur, um treu zu sein. Sobald deren Zeit vorüber ist, schiebt sie sie beiseite, um sich mit dem folgenden Augenblick zu begnügen. Wahrhaft gut für mich ist in Wirklichkeit nur die Tätigkeit, die Gottes Anordnung beantwortet. Nirgends sonst könnte ich ein in sich noch so treffliches Mittel finden, das zu meiner Heiligung so geeignet wäre und mir den Frieden zu geben vermöchte.


(Jean-Pierre de Caussade, Hingabe an Gottes Vorsehung, 1.Buch: Die Tugend der Hingabe, 1.Kapitel, 7)
Der Jesuit Jean Pierre de Caussade lebte vom 7.3.1675-8.12.1751.
Nach ihm besteht die ganze Vollkommenheit eines Menschen zuerst darin, sich selber in jedem Augenblick rückhaltlos Gottes Willen und Gnadenführung hinzugeben und stets zu handeln in vollkommener Übereinstimmung mit Gottes Willen.

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