Täuschung
Vielleicht
ahnen wir jetzt die übernatürliche Tiefe dieses Kampfes gegen die natürliche
Befriedigung, in dem die oben dargestellte büßende Askese besteht.
Nach
dem Zustand, in dem sich die Menschheit heute befindet, kann man nur sagen, dass
jedes lebendige Gewissen notwendig schmerzerfüllt sein muss. Und es ist eine
bekannte Tatsache, dass die Herzen, die ständig zerrissen sind, die
auserlesenen Empfindungsvermögen besitzen.
Umgekehrt
bringt das irdische Glück, das natürlichste und gesündeste menschliche Glück
unbestreitbar eine Erschlaffung des Gewissens mit sich.
Die
Befriedigung des Hungers oder der sexuellen Bedürfnisse geht unwillkürlich in
den Schlaf über, jene Seligkeit, auf die sich jede Sinnenlust der Welt richtet.
Das
romantische Ineinanderfließen von Liebe, Tod und der poetischen Ekstase einer rein
irdischen Mystik ist einzigartig erhellend.
Der
Friede, in den sich die Menschheit vor dem Schmerz flüchten will, der sich an
ihre Fersen heftet, ist der Friede des Nichtseins.
Dieses
Glück ist nichts anderes als eine Betäubung.
(Aus
dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums, Otto
Müller Verlag 1958, S.226)
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite