Donnerstag, 27. Januar 2011

Der Geist des hl. Offiziums in der alten Form (8)


Frühe Kirche  (Fortsetzung)

° Das Gebet heiligt die Zeit.
Dabei sind die beiden Angelpunkte des Tages, der morgen und der Abend, durch die Ganzopfer hervorgehoben. Daraus sind die beiden herausragenden Horen des Tages, Laudes und Vesper, die horae maiores, entstanden. Diese beiden Zeiten für das Gebet liegen dem menschlichen Empfinden ja schon ganz natürlich nahe: sich am Morgen durch das Lob Gottes für den Tag zu rüsten und ihm am Abend für das Erlebte zu danken. Doch der Her will noch mehr und verlangt von den Gläubigen, „dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten“ (Lk 18,1). Bei Tag und bei Nacht sollen sie immer wieder ins Gebet eintauchen, um nicht in den Sorgen der Welt aufzugehen. Dass ein Beter sich für das Brevier also oft losreißen muss, dass er sich aufraffen muss, dass er scheinbar wertvolle Arbeitszeit darin verschenkt, ist durchaus notwendig und heilsam!

° Das Gebet Israels ist Teil des Kultes,
den Priester und Leviten stellvertretend für das ganze Volk Gottes zelebrieren. So ist auch das Stundengebet Kult und Liturgie, dargebracht durch die Amtsträger. Es dient nicht allein der persönlichen Erbauung oder den privaten Anliegen und Nöten der Beter, sondern darin ehrt und bekennt Israel und dann die Kirche den wahren Gott. Es ist öffentliches Gebet: „Das gemeinsame Gebet ist ein solches, das durch die Diener der Kirche i9n der Person des ganzen gläubigen Volkes Gott dargebracht wird“ Wenn ein Kleriker dagegen meint: „Mit dem Brevier kann ich nicht viel anfangen. Das gibt mir nichts“, dann läuft er Gefahr, seinen Beruf zu verfehlen!

° So wie Priester und Leviten
überall im Land die gleichen Gebete verrichten wie im Tempel, so beten auch heute die Kleriker und Ordensleute an allen ihren Aufenthaltsorten dasselbe eine Gebet der Kirche. Selbst privat rezitiert, bleibt es ein öffentliches, liturgisches Beten. Es kann darum auch nicht durch andere Gebete ersetzt werden. Schließlich ist die lateinische Sprache ein kraftvoller Ausdruck dieser Einheit des Kultes an allen Orten dieser Welt. Wie ein Jude bis heute hebräisch lernt, die Sprache seines Volkes, so lernt der Priester Lateinisch, einst die Sprache des Weltreiches und heute seiner weltweiten, völkerumgreifenden Kirche.
(8, Wollbold, A., Una Voce Korrespondenz, 4/2010, 11-20)

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