Samstag, 19. Februar 2011

Sitzen, - Serapion

Nichts bringt soviel Nutzen wie das Sitzen 

Ein Bruder begab sich zu Abbas Serapion. Dieser forderte ihn auf, der Gewohnheit entsprechend ein Gebet zu verrichten. Der Bruder aber bezeichnete sich als Sünder, der des Mönchsgewandes unwürdig sei und weigerte sich zu beten. Da wollte ihm Serapion die Füsse waschen, was der Bruder mit denselben Worten verwehrte und nicht zuliess. 
Um ihn zumindest zum Essen zu veranlassen, begann Serapion zu essen. Und er ermahnte den Bruder und sprach:
„Kind, wenn du Nutzen finden willst, harre aus in deinem Kellion, achte auf dich selbst und deine Handarbeit. Das Ausgehen bringt nämlich nicht soviel Nutzen wie das Sitzen.“ 

Als der Bruder dies hörte, ärgerte er sich, und sein Aussehen veränderte sich so, dass sein Unmut dem Alten nicht verborgen blieb. 
Da sagte Abbas Serapion zu ihm:
„Bis jetzt sagtest du, du seist ein Sünder, klagtest dich selbst an, des Lebens nicht würdig zu sein. Und nun habe ich dich in Liebe ermahnt, und du wirst dermassen ungehalten? Wenn du demütig sein willst, so lerne, was andere dir zutragen, deiner Berufung entsprechend anzunehmen, 
und halte dich zurück mit unnützen Reden.“
Als der Bruder dies hörte, fiel er dem Alten zu Füssen und ging dann mit grossem Gewinn weg. 
[Serapion 4 (Ap 878)]

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