Sitzen, - (Anonymus)
Sitzen lernen
Ein Bruder aus der Sketis beabsichtigte, sich für die Ernte zu verdingen, begab sich aber vorher noch zu einem berühmten Alten und fragte ihn: „Sag mir, was soll ich tun? Ich trage mich mit der Absicht, zur Ernte wegzugehen.“
Da fragte ihn der Alte: „Und wenn ich dir antworte, wirst du meinem Rat auch vertrauen?“
Der Bruder versprach: „Ja, ich werde auf dich hören.“
Der Alte riet ihm also: „Geh, sag deine Teilnahme an der Ernte ab,
komm hierher zurück und ich werde dir sagen, was du tun sollst.“
Der Bruder ging also, meldete seinen Verzicht auf das Ernten und kam zurück zum Alten. Dieser sprach zu ihm:
„Ziehe dich zurück in dein Kellion, halte ein fünfzigtägiges Fasten, indem du täglich nur einmal ein wenig trockenes Brot und Salz isst. Anschliessend werde ich eine weitere Übung für dich anordnen.“
Er ging also weg, tat wie befohlen und kehrte dann zum Alten zurück. Der Alte merkte, dass der Bruder ein „Arbeiter“ [das heisst einer, der sich mit grosser Ausdauer bemüht] war, und so erklärte er ihm nun, wie man im Kellion sitzen müsse.
Der Bruder ging zurück in sein Kellion, warf sich auf sein Angesicht und weinte drei Tage lang vor Gott.
Danach, wenn ihm die Gedanken jeweils einredeten:
„Hoch hinaus hast du’s gebracht, gross bist du geworden!“, so hielt er sich seine Fehler vor Augen und sagte: „Und wo sind alle meine Vergehen?“
Wenn sie ihm hingegen vorwarfen: „So viele Fehler hast du begangen!“, so sagte er: „Aber ich habe für Gott meine kleinen Gottesdienste gehalten, und ich vertraue darauf, dass Gott sich meiner erbarmt.“ Und die besiegten bösen Gedanken (Geister) erschienen ihm sinnlich wahrnehmbar und gestanden: „Du hast uns bezwungen.“ Er fragte: „Wie das?“ Sie antworteten: „Wenn wir dich erhöhten (mit Lob bedachten), dann wandtest du dich sofort zur Demut; wenn wir dich grundlos demütigten, stiegst du empor [hieltest dich aufrecht].“
[Anonymus (N 291)]
Labels: Väter
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