Dienstag, 29. März 2011

Die Mahlzeit, 1

Aus dem Gebräuchebuch der Zisterzienser aus den 12. Jahrhundert.

Wann essen und wie essen wir? Haben wir noch Tischregeln?
Gibt es für uns Ess-sitten?

Die frühen Zisterzienser haben ihr strenges Mönchslebens so strukturiert, dass jeder wusste, wie er sich wann und wo auch immer, zu verhalten hatte. Uns Heutigen ist dies kaum vorstellbar und mit unserem „Sinn für Freiheit“ vielleicht auch nicht vereinbar. Deswegen ist es einmal interessant, sich diese Gebräuche anzusehen; und möglicherweise ist gerade die Fastenzeit dazu angetan, sich diesen Texten zu nähern. –
Wer einmal die Möglichkeit hatte, in einem monastischen Kloster im Refektorium mitzuessen, dem wird manches bekannt vorkommen.

Kapitel 76. Die Mahlzeit

  1. Nach der Hore gibt der Prior oder der, dem er es aufgetragen hat, das Zeichen.
  2. Wenn aus Unachtsamkeit die Speise noch nicht fertig ist, gibt er das Zeichen nicht, bis sie bereit ist. Auch waschen sich die Brüder nicht die Hände, sondern setzen sich inzwischen zur Lesung, bis das Zeichen gegeben wird.
  3. So ähnlich wird es zu allen Mahlzeiten gehalten.
  4. Wenn sie die Hände gewaschen und abgetrocknet haben, betreten sie das Refektorium und stellen sich vor ihre Sitze, wobei sie sich zum Haupttisch hin verneigen.
  5. Dann richten sie sich auf und bleiben so stehen, bis der Prior kommt.
  6.    Wenn sich der Prior oft verspätet, wovor er sich unbedingt hüten muss, kann sich – wer will – inzwischen setzen.
  7. Wenn der Prior dann kommt, erheben sie sich.
  8. Der Prior verneigt sich vor seinem Sitz, bevor er die Glocke läutet.
  9. Sie wird zu beiden Mahlzeiten so lange geläutet, dass der gesamte Psalm MISERERE MEI DEUS gesprochen werden kann.
  10. Während er läutet, verlässt keiner seinen Platz, bis der Vers gesungen wurde.
  11. Wenn das Läuten beendet wurde, singt der Konvent BENEDICITE, und wenn sie nach dem Vers GLORIA PATRI singen, wenden sich die beiden Chorseiten zueinander, singen GLORIA PATRI, KYRIEELEYSON und beten dann still PATER NOSTER.
  12. Wenn der Priester ET NE NOS singt, richtet er sich auf, wendet sich zum Haupttisch und singt OREMUS.
  13. BENEDIC DOMINE DONA TUA und das Übrige, wobei er ein Kreuz macht. So wird der Segen beendet.
  14. Danach richten sich die Brüder auf und setzen sich an die Tische.
(aus: Gebräuchebuch der Zisterzienser aus dem 12. Jh., S. 297ff)
(wird fortgesetzt)



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1 Kommentare:

Am/um 29. März 2011 um 12:11 , Blogger Florianus meinte...

interessant ...

 

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