Freitag, 12. Oktober 2012

Wieviel leichter wäre es, heilig zu werden, wenn man die Heiligkeit so auffasste (5 von 7)

Nun sind aber in der übernatürlichen Ordnung Liebe und Treue nicht weniger notwendig. Die Schwierigkeit, sie sich anzueignen, kann also nicht so unübersteigbar sein, wie man es sich gewöhnlich vorstellt. Betrachtet euer Leben; wie wickelt es sich ab? Mittels einer Unsumme recht belanglosen Tuns und Lassens. Und mit ebendiesem belanglosem Tun und Lassen will sich Gott begnügen. Darin liegt der Anteil, den die Seele beim Werk ihrer Heiligung zu leisten hat. Gott selbst erklärt sich darüber zu deutlich, als dass man daran zweifeln könnte: «Fürchte Gott und halte seine Gebote, das ist der ganze Mensch.» Das bedeutet: Alles, was der Mensch von seiner Seite tun soll, liegt darin enthalten; darin besteht die aktive Treue. Leistet der Mensch seinen Teil, so leistet Gott das übrige. Die Gnade, deren Wunder alles menschliche Begreifen übersteigen, hat er sich allein vorbehalten. Kein Ohr hat je gehört, kein Auge gesehen, kein Herz je empfunden, was Gott plant, beschließt und ausführt in den Seelen, die sich ihm restlos überlassen.


(Jean-Pierre de Caussade, Hingabe an Gottes Vorsehung, 1.Buch: Die Tugend der Hingabe, 1.Kapitel, 3)
Der Jesuit Jean Pierre de Caussade lebte vom 7.3.1675-8. 12.1751.
Nach ihm besteht die ganze Vollkommenheit eines Menschen zuerst darin, sich selber in jedem Augenblick rückhaltlos Gottes Willen und Gnadenführung hinzugeben und stets zu handeln in vollkommener Übereinstimmung mit Gottes Willen.

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