Mittwoch, 11. April 2012

Küngs neue Kirche

Hans Küng verkündet die neue Kirche 1966

Die Osterausgabe des „Karmel-Kontakt“, eines dreimal jährlich erscheinenden Rundbriefes für den Freundeskreis der „Beschuhten Karmeliten der Ober- und Niederdeutschen Provinz“, widmet diese und folgende Nummern dem Zweiten Vatikanischen Konzil. In einer Art Fortsetzungsreihe wird darin dem katholischen Theologie-Professor Hans Küng das Wort erteilt – nicht dem Hans Küng, dem als Lehrer katholischer Theologie bereits von Papst Johannes Paul II. im Jahre 1979 die Lehrbefugnis entzogen wurde, sondern jenem, der als Konzilstheologe für den damaligen Bischof Carl Joseph Leiprecht von Rottenburg von 1962 bis 1965 bei diesem Konzil zugegen war. Die Verantwortlichen der Zeitschrift „Karmel-Kontakt“ geben „eine Stellungnahme wieder, die die Karmel-Stimmen 1966“ von ihm „als Konzilstheologen eingeholt haben“.

Man darf sich fragen, warum die beschuhten Karmeliten dies tun. Warum veröffentlichen sie diesen ersten Teil eines Berichtes von Hans Küng aus dem Jahr 1966 ohne eine Begründung? Wollen sie provozieren? Wollen sie Küngs Thesen unterstützen? Stellen sie sich gar mit dieser Veröffentlichung gegen den Papst? Wie auch immer: Für jene, die die damalige Zeit nicht erlebten, ist der Bericht aufschlussreich. Was Küng schreibt, sind die Gedanken, die seinerzeit überall verbreitet wurden. Damit wurden die Köpfe der treuen Katholiken verwirrt. Das „neue Denken“ hatte begonnen. Neben Hans Küng gab es viele, die dafür verantwortlich waren – etwa der Jesuitenpater Mario von Galli, der in der Konzilszeit und danach in allen Kirchenzeitungen der deutschen Bistümer den Geist des Konzils beschwörte. Männer des Glaubens aber, wie der Ordensbruder von Gallis, Pater Johannes Leppich, der stets Glaubenstreue einforderte, mussten weichen. Es begann eine neue Zeit, ein neuer Glaube wurde verbreitet, der Fortschrittsglaube. Treue Katholiken folgten. Sie waren die Schafe ihrer Hirten.

Hans Küng schrieb 1966:

(Hervorhebungen von mir)

„Gewiss, es ist noch dieselbe Kirche. Und doch ist es eine neue Kirche, die aus dem 2. Vatikanischen Konzil hervorgegangen ist! Erst in einigen Jahrzehnten wird man dies richtig abschätzen können.
Das unscheinbare Konzil von Trient vermochte vier Jahrhunderten den Namen zu geben: das Tridentinische Zeitalter. Seit dem Vatikanum II ist dieses Zeitalter der Gegenreformation, der Defensive, Polemik, der Eroberung der anderen abgelaufen – trotz aller bleibenden Widerstände. Ein neues, hoffnungsvolleres Zeitalter hat begonnen: ein Zeitalter der konstruktiven Erneuerung auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens, der verständigen Begegnung und Zusammenarbeit mit der übrigen Christenheit, den Juden und den anderen großen Religionen, mit der modernen Welt.“

„Was dies konkret bedeutet, zeigen am besten die 16 Dekrete, die das Konzil in mehrjähriger Arbeit verabschiedet hat und die die Stützpfeiler der neuen Kirche sein werden. Sie haben verschiedene Tragkraft. […] Manches an ihnen ist unvollkommen und wird sich als vorläufig erweisen, manches ist Geröll und Geschiebe der langen Geschichte der katholischen Kirche. Sie sind alle Dokumente eines kirchengeschichtlichen Übergangs in denen aber doch das Neue, Bessere deutlich zum Leuchten kommt.“

Quelle:
KARMEL-KONTAKT, Rundbrief für den Freundeskreis der Karmeliten,
Ostern 2012 / Nr. 111, Seite 4-5

 



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