Mittwoch, 30. November 2011

Die Reklusin Nazarena, 2

Das war die Vision der Julia Crotta. Sie nahm diese sehr ernst. Nicht nur die Vision selbst, sondern auch ihre eigene Zustimmung. Sie hatte gerade in einer "beatissima nox" Jesus ihr Ja-Wort gegeben. Es war Ostern 1934. Und der Beginn einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte.

Julia wurde als Tochter einer italienischen Auswandererfamilie am 15. Oktober 1907 im amerikanischen Bundesstaat Connecticut geboren. Sie hatte noch sechs ältere Geschwister. Ihre Begabungen waren sehr vielseitig. Sie trieb Sport, studierte Musik und Tanz sowie Literatur, Französisch, Italienisch und Deutsch. Täglich besuchte Julia die heilige Messe. Sie war eine begabte junge Frau und wurde so zu einer starken Persönlichkeit. Sie vergaß den "Ruf in die Wüste" nicht, und so vertraute sie sich dem Jesuitenpater Thomas Brady an. Dieser vermittelte ihr den Kontakt zu einem im Wald versteckten Karmelitinnenkloster.

Hier trat sie am 15. August 1937 als Postulantin ein, doch im selben Jahr verließ sie das Kloster wieder. Sie spürte, dass dieses Leben nicht "ihre Wüste" war. Sie trug sich mit dem Gedanken, in die buchstäbliche Wüste des Heiligen Landes zu gehen, betete viel und bat den Heiligen Geist um Erleuchtung für ihren geistlichen Vater. Was dieser ihm für sie eingäbe, wollte sie als Wille Gottes ansehen. So kam es, dass sie sich auf eine Schiffsreise nach Europa begab. Der Abschied von ihrer geliebten Familie fiel ihr unendlich schwer, wusste sie doch, dass sie wohl niemals jemanden von ihnen wiedersehen würde. 

(wird fortgesetzt)

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