Dienstag, 29. November 2011

Die Reklusin Nazarena, 1

Vatican-Magazin 11/2011 

EINE REKLUSIN IN IHRER WÜSTE

Die unglaubliche Geschichte einer
Frau, die nach der liturgischen Feier der
Einmauerung, ihre Zelle gegenüber dem
Palatinhügel in Rom, bis zum Tode nicht
mehr verlassen hat. 45 Jahre Einsamkeit,
um mit Jesus Christus zusammen zu sei. 

VON HANS JAKOB BÜRGER 

Die Zelle der heiligen Nazarena wollen sie sehen?", fragt uns Schwester Vincenza an der Pforte. "Sie meinen wohl Schwester Nazarena." Hat es denn keine Wunder nach ihrem Tod gegeben, hat keiner den Prozess angestrengt? "Nein, sie war die Bescheidenheit in Person. Sie war eine kluge und schöne Frau, aber es gibt nicht einmal ein Foto von ihr. Sie wollte das nicht."

Die folgende Geschichte klingt unglaublich für unsere Ohren. Es ist das Leben einer Ordensfrau, das gänzlich außerhalb unserer Vorstellungen verlief, die wir von einem Christen- oder Ordensleben haben. Erst recht ist es dem heutigen Lebensgefühl völlig fremd. Aber genau deshalb sollte man die Geschichte erzählen:

Eine sanfte Männerstimme brach die Stille und rief ihren Namen: "Julia." Sie blickte um sich, um zu sehen, ob da noch jemand in der Kapelle sei. Sie war allein. Unbeirrbar wiederholte die Stimme ihren Namen: "Julia." Die Stimme kam ihr sehr nahe vor. Sie hielt ganz still. Als sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, sah sie, wie sich vor ihren Augen eine Lichtsäule bildete, von der sich eine männliche Gestalt entblößt und verwundet abhob. Der Mann sprach wieder sanft zu ihr: "Julia, ich bin alleine hier. Geh, komm mit mir in die Wüste. Niemals werde ich dich verlassen!" Und Julia empfand keine Angst. Sie erkannte, ja sie wusste, wer dieser Mann war. Sie blickte ihm in die Augen und sah eine Liebe, die größer war als alles, was ihr je in ihrem Leben an Liebe begegnet war. Julia gab ihm ohne Worte ihre Einwilligung. Nun hüllte sie wieder die Dunkelheit und Stille der Kapelle ein. Sie weinte vor Glück. 

(wird fortgesetzt)

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