Montag, 5. Dezember 2011

Die Reklusin Nazarena, 6

In Schwester Nazarenas lebenslänglichem Exil gab es in der - völlig unberührt gelassenen - Zelle ein Fenster mit Blick nach draußen, auf Roms Palatinhügel gegenüber dem Abhang des Aventin, auf dem ihr Kloster lag, und ein kleines Fenster in der Tür, durch das der Kontakt mit ihr gehalten wurde. Es war aber mit einem Vorhang verhängt, so dass niemand sie jemals sehen konnte. Falls ein persönlicher Kontakt nötig war, verschleierte sich die Reklusin. Niemand sah Nazarena bis zu ihrem Tode. Sie wollte ihr Gesicht, ihre Schönheit aufbewahren für Gott alleine. Die nötigen Kontakte bestanden zu der Schwester, die sie versorgte, zu der Äbtissin, die sie regelmäßig besuchte, zu ihrem Beichtvater sowie zu ihrem geistlichen Vater.

Eine strenge Lebensregel und ein disziplinierter Tagesablauf waren notwendig, denn es konnte sie ja niemand beurteilen oder eine Korrektur einfordern. Nachts um ein Uhr stand Nazarena vom Schlaf auf. Sie betete das Stundengebet der Kirche zu den Zeiten, wie sie auch von den Nonnen in der Klosterkirche gebetet wurden. Sie hielt Anbetung und geistliche Lesung. Als Handarbeit diente ihr die Anfertigung kunstvoll geflochtener Palmzweigen für die Palmsonntagsliturgie, die als besonderes Apostolat von den Kamaldulenserinnen für weite Teile Italiens angefertigt wurden. Nazarena mied Fleischspeisen, Fisch und Eier- meistens lebte sie nur von Wasser und Brot.

(wird fortgesetzt)

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