Dienstag, 31. Juli 2012

Wiedergutmachung der Sünde


Wir haben von den Bindungen gesprochen, die der Verzicht durchschneiden muss, damit der Mönch Gott wirksam suche. Wir haben die Widerstände genannt, die durch die Einsamkeit und das Schweigen ausgeschaltet werden müssen, damit sich die Begegnung vollziehen kann. Diese Forderungen schließen den Beweggrund ein, aus dem man Gott suchen muss, obgleich sein ganzes Werk von seiner Gegenwart durchtränkt ist: die Sünde.

Ohne die Sünde würde alles zu uns von Gott sprechen. Die Liebe zu den Geschöpfen würde uns zur Liebe zu Gott führen. […] Ohne die Sünde hätte uns das reinste Erdenglück wie von selbst zur übernatürlichen Glückseligkeit geführt.

Diese Zusammenhänge genügen jedoch noch nicht. Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass das monastische Leben nicht nur durch die Sünde bedingt ist und daher ihre notwendige Wiedergutmachung darstellt. Die Sünde gibt ihm nur besondere, und wären es auch grundsätzliche Züge. Die Sünde ist der Grund seiner Existenz. Das monastische Leben ist Wiedergutmachung der Sünde.

(Aus dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: Louis Bouyer, Vom Geist des Mönchtums, Otto Müller Verlag 1958, S.210)

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Montag, 30. Juli 2012

Weihen in Fontgombault


Am 4. August 2012 wird der Erzbischof von Brüssel-Mechelen André-Mutien Léonard im Benediktinerkloster Fontgombault drei Mönchen die Priesterweihe erteilen. Ein weiterer Mönch erhält die Weihe zum Diakon.

Erzbischof Léonard ist ein Freund des „außerordentlichen Ritus“ und hat bereits im Jahre 2007, damals noch als Bischof von Namur, die Priesterweihen in Wigratzbad erteilt.

Bischof Léonard, Priesterweihen in Wigratzbad 2007

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Louis Bouyer


Louis Bouyer, 1913 geboren, stammte aus einer protestantischen Familie und wurde zunächst lutherischer Pastor. 1944 wurde er katholisch und trat bei den Oratorianern ein. Nach langem Siechtum starb er 2004. 

www.ignatiusinsight.com/authors/louisbouyer.asp

Bouyer war Theologieprofessor in Paris und wurde nach den II. Vatikanischen Konzil in verschiedene Kommissionen berufen. Offenbar war er nicht mit allen Entscheidungen Roms einverstanden. Hierzu dieser Link vom 15.10.2009: „Aus dem Innenleben einer Reformkommission“. Er hat sich in seinen Studien vor allem um die Wiederentdeckung der Lehre der alten Kirche bemüht und um die Vermittlung der wahren Tradition verdient gemacht.  

In den nächsten Tage dokumentiere ich Ausschnitte aus einem seiner heute kaum noch beachteten Veröffentlichungen:
Aus dem Kapitel: Busse und Abtötung, in: 
Louis Bouyer
Vom Geist des Mönchtums
Otto Müller Verlag 1958

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Sonntag, 29. Juli 2012

Ramons Liebeslied


Ich lebe, um in Gott zu gründen,
doch fiel ich tief in schwere Sünden.
Vom Zorne Gottes müsst´ ich künden,
wenn mir nicht Christus, unser Herr,
an seinem Kreuz erschienen wär´,
um Gottes Lieb´ in mir zu zünden.

Ich betete: „mein Gott, verzeihe!“,
lebt´ viele Jahre tief in Reue,
da schenkte mir der Herr aufs Neue
die Hoffnung, dass mich Lieb´ befreie
zu gutem Werk, in Gott getan:
So nahm er sich des Sünders an.

Im Kloster dann zu Miramar
studierte Franziskanerschar,
die zur Mission erkoren war.
Dort nahm die Liebe mich gefangen
zum Herrn; ich weinte vor Verlangen,
wo Stab und Rebe sich umschlangen.

Ich wünschte sehr, dass sich erweist,
wie Vater, Sohn und Heil´ger Geist
nicht Gott als EINEN teilt, zerreißt.
Und dass der Sohn, wie ihr wohl wisst,
aus reiner Magd geboren ist
als Gott und Mensch: als Jesus Christ.

Die Welt, die Jesus schuf aus Huld,
sie war verlorn durch eigne Schuld.
Da stieg von seinem Himmelsthron
zu ihr herab der Gottessohn,
und starb für sie. Dass uns verschon´
am jüngsten Tag des Herrn Geduld!

Ich fand und schrieb ein neues Wissen,
dass niemand müsst´ die Wahrheit missen
und aller Irrtum wird´ zerrissen.
Die Mauren soll es überzeugen,
Tatar und Jude sich ihm beugen;
im Christen weckt es das Gewissen.

Lob, Preis und Ehr´ dem Höchsten Herrn!
Mein Lieben send´ ich ihm von fern,
in seinem Glanze lebt´ ich gern,
wär´ ich nicht, ach, ein Sünder nur;
doch schritt ich freudig durch die Flur
als mancher Bücher Troubadour.

Nun bin ich arm, verachtet, alt,
die Menschen gehn vorüber kalt,
ich finde nirgends Hilf noch Halt.
Ich suchte Grosses in der Welt,
und schuf ein Werk, das Gott gefällt;
jetzt ist mein Ruf verweht, verhallt.

Nun lass mich sterben, Herr, im Meer
der Liebe, das so groß und hehr,
dass Fürst und Pfaff mir nimmermehr
verwehren kann den Tod zur Ehr´,
zum Preise deiner Herrlichkeit:
Ich bin nicht würdig, doch bereit!

(Ramon Llull, Die Kunst sich in Gott zu verlieben, Herder 1985, Textübertragung Erika Lorenz, 117f)

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Samstag, 28. Juli 2012

Engel


Der Engel hört niemals auf,
die Herrlichkeit Gottes und seiner selbst zu erkennen,
denn hörte sein Erkennen auf,
wäre auch seine Seligkeit vorbei.
Selbst Gott kann seine Natur niemals verlassen,
denn er wäre nicht mehr Gott, wenn er aufhörte,
die Unermesslichkeit der eigenen
Gutheit und Glorie zu erkennen.

(Ramon Llull, Die Kunst sich in Gott zu verlieben, Herder 1985, Textübertragung Erika Lorenz, 100)

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